Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die persönlichen Beziehungen zwischen den hohen Führern 
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Ro£iszcze sich ausbreitenden Wald vorgehend, in die Bereitstellung 
der Division Smekal hinein, die wegen dieses Waldes vermeint hatte, 
hier nicht angreifen zu können. Hier sei auch der Erwägung Raum 
gegeben, ob es nicht besser gewesen wäre, das X. Korps noch am 6. 
abends in die Brückenkopfstellung von Wygodanka bis Zydyczyn zurück¬ 
zunehmen. Der Russe wäre dann vor dem Entschlüsse gestanden, ob er 
sich in den schmalen Raum zwischen Brückenkopf und der versumpften 
Konopielka hätte hineinwagen sollen. Doch die Frage, das II. Korps 
mit offener, allerdings durch die Division Smekal verstärkter Südflanke 
fechten zu lassen, ist damals gar nicht zur Erörterung gestanden. 
Am 7. nachmittags stürzten sich die Russen vornehmlich auf den 
südlichen Teil des tucker Brückenkopfes. Gerade um diese Stunde 
trat auf den hohen Führerposten eine Reihe von Personalveränderungen 
ein (S. 398). Dadurch wurde die vom Heeresgruppenkommandanten 
schon seit Beginn der Schlacht nachdrücklich geforderte Beeinflussung 
der Unterführer und der Truppen zum Ausharren zum mindesten er¬ 
schwert; vorübergehend fiel sie auch ganz weg. 
Hier soll nicht verschwiegen werden, daß die persönlichen Be¬ 
ziehungen zwischen GO. Linsingen und Erzherzog Josef Ferdinand 
nicht von jenem vertrauensvollen gegenseitigen Verständnis getragen 
waren, das für eine erfolgreiche Führung nötig gewesen wäre1). Auch 
zwischen den beiden Generalstabschefs, den Generalen Stolzmann und 
Berndt, war es nie zu vertraulichen Aussprachen über Angelegenheiten 
der Führung gekommen. Diese Spannung zwischen den beiden Haupt¬ 
quartieren rächte sich in den kritischen Stunden der Schlacht. Doch 
auch die Wesensverschiedenheit des Erzherzogs und seines General¬ 
stabschefs war nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung der Dinge ge¬ 
blieben, wenn auch nicht auf die Maßnahmen des 4. Armeekmdos. in 
der Schlacht selbst, so doch auf ihre Vorbereitungszeit. 
Das Versagen einzelner höherer Führer und ihre eigenmächtigen 
Rückzugsentschlüsse unter Hinweis auf das Zurückgehen des Nachbars 
verschlimmerten um die Mittagszeit des 7. die ohnehin äußerst schwie¬ 
rige Gefechtslage. Dennoch rauften die Regimenter, die zum größten 
Teil schon schwer gelitten hatten, am Nachmittag bei Krupy zunächst 
1) Die Erkaltung der Beziehungen hatte ihre Ursache vornehmlich darin, daß 
Erzherzog Joseph Ferdinand gelegentlich seiner am 26. Februar 1916 erfolgten Er¬ 
nennung zum Generalobersten gehofft hatte, Kommandant der Heeresgruppe zu 
werden. Von deutscher Seite wurde dies durchkreuzt, indem dem Gdl. Linsingen 
mit einem früheren Datum der Rang eines Generalobersten verliehen wurde.
	        
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