Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
Stellung sehr bald neuer Angriffe zu erwehren. Doch die ungarischen 
Landstürmer, die sich am 4. und 5. in den vorderen Gräben sehr wacker 
gehalten hatten, kämpften in der dritten Stellung, die sie nicht gebaut 
hatten, kaum kannten und mit der sie sich nicht verbunden fühlten, 
nicht mehr mit der gleichen Hartnäckigkeit. Die 4. IBrig. ließ es — 
gleich wie am Vortage — an dem nötigen Kampfwillen fehlen, und 
die beiden Regimenter der 22. IBrig. wichen dem Kampfe überhaupt 
aus. Die 70. HID. und die Regimenter der 11. ID. gingen zurück. 
Nun wiederholte sich das Spiel vom 5. Juni mit vertauschten Rollen. 
Wegen des Rückzuges der 70. HID. glaubte jetzt das X. Korpskmdo. 
seine Truppen nicht länger stehen lassen zu können, befahl den Rück¬ 
zug in die Linie Wygodanka—Wertepa und riß damit auch die südliche 
Flanke des II. Korps auf, das nun gleichfalls seine Gräben dem Feinde 
überließ. Szurmay schwenkte auch die 7. ID. hinter den Ikwa-Styr- 
schranken zurück. Damit war die ganze Front zwischen Siemki und 
Mlynow aus den Angeln gehoben. Wären das X. Korps und die 7. ID. 
stehen geblieben, so hätte sich der russische Einbruch bei der 70. HID. 
vielleicht abriegeln lassen. Leicht wäre das Ausharren dem X. Korps 
sicherlich nicht gefallen; denn obwohl es am 6. vom Feinde gar nicht 
heftig bestürmt wurde, litten die Truppen noch gewaltig unter den 
Nachwirkungen des zweitägigen Vernichtungsfeuers, das die Russen 
in einer im Osten noch unbekannten Stärke gegen den Einbruchsraum 
hatten wirken lassen. Es war allerdings nicht stärker gewesen als das 
Feuer, das die Italiener in der dritten und vierten Isonzoschlacht der 
Armee Boroevic, die aus Truppen ähnlicher nationaler Zusammen¬ 
setzung wie jene der Nordostfront bestand, entgegengeschleudert hatten. 
Doch die achtmonatige Kampfpause hatte die Kämpfer dieser Front für 
starke Gefechtseindrücke überaus empfänglich gemacht, und das gegen 
die russische Angriffsweise unzweckmäßige starre Abwehrverfahren, das 
wohl auf den in der Neujahrsschlacht und in den Kämpfen am Narocz- 
see erfochtenen Erfolgen fußte, tat noch das seinige dazu, die Trup¬ 
pen zu entmutigen. Auch soll zugestanden werden, daß es die ostgali- 
zischen Regimenter hier oft an dem festen Willen fehlen ließen, gegen 
die Russen durchzuhalten. 
Am 7. Juni griff der Feind wieder mit voller Wucht an, und zwar 
zuerst gegen die über ein größtenteils nicht vorbereitetes Kampffeld 
gezogene Verteidigungslinie Wygodanka—Wertepa, die auch die Ver¬ 
sammlung der Division Smekal decken sollte. Die Russen durchbrachen 
diese Linie bald und stießen, durch den beiderseits der Bahn Palcza—
	        
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