884
Die Offensive der Russen im Sommer 1916
IR. 40, dessen Zurückweichen jetzt bekannt geworden war, wieder in
die erste Stellung vorbringen sollen. Aber ein planmäßiger Gegenangriff
war dieses einzelweise Vorgehen der Regimenter nicht zu nennen. Auch
mangelte es an einer einheitlichen artilleristischen Vorbereitung des
Unternehmens. Denn das Armeekmdo. hatte es unterlassen, sich außer
den drei Batterien der 10. KD. einige weitere zu seiner Verfügung
zurückzubehalten. Auch mußten jene Batterien, die nahe an der ersten
Stellung gestanden waren, jetzt ihren Aufstellungsort wechseln; etliche
Geschütze waren bereits in Feindeshand gefallen. Schließlich hatten
mißverständliche Maßnahmen den Munitionsersatz verzögert.
Um 2h nachm. meldete das mittlerweile in Tätigkeit getretene
13. SchDKmdo., daß die 25. SchBrig. unter ziemlichen Verlusten die
zweite Stellung gewonnen habe. Dies war höchst befremdend. Man hatte
doch angenommen, daß die Brigade schon in dieser gestanden war und
aus ihr heraus gegen die erste Stellung angreifen werde1). Offen¬
sichtlich scheint der Gegenangriff der 25. SchBrig. über die ersten
Ansätze nicht hinausgelangt zu sein. Tatsächlich hatte der linke Flügel
der 2. ID. unter Befehl des FML. Székely mit der Masse der
25. SchBrig., dem SchR. 14 und den Resten des IR. 82 die zweite Stel¬
lung zu beiden Seiten des Fahrweges Olyka-Pokaszczewo gruppenweise
besetzt, indes die Jägerbataillone 29 und 4 der 19. IBrig. noch in der
ersten Stellung hielten. Nur mit größter Mühe vermochten sich all diese
Truppen gegen den weit überlegenen Feind, der unter starkem Feuer-
schutze angriff, zu behaupten. Wie Inseln wurden die vielfach verein¬
zelt fechtenden Bataillone von der grünbraunen Russenflut umbrandet2).
Links, wo die beiden Jägerbataillone standen, war noch eine geschlos¬
sene Verbindung zu der feststehenden 37. Division. Südlich vom ge¬
nannten Fahrweg befehligte GM. Klein, Führer der 3. IBrig., die Reste
des IR. 40, das 26. SchBrigKmdo., die Bataillone II/SchR. 1 und
I/HIR. 18 sowie das SchR. 25. Das IR. 40 war aber offenbar schon
über die zweite Stellung zurückgeglitten, und das SchR. 25 noch nicht
recht wirksam geworden. Wegen der dauernd ungeklärten Lage auf
dem Südflügel der 2. ID. hatte die 70. HID. bei Pel±a eine nach Norden
gerichtete Abwehrflanke gebildet.
In dieser Stunde höchster Bedrängnis fragte GO. Linsingen an, was
!) Kralowetz, Olyka—Luck (Manuskript).
2) Das Wiener IR. 2 des österreichischen Bundesheeres, das Nachfolgeregiment
des SchR. 1, feiert in Erinnerung an den heldenhaft geführten Abwehrkampf den 5. Juni
als Gedenktag.