Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Frühjahrsoffensive 1916 gegen Italien 
hältnisse nur dann gerechtfertigt gewesen wäre, wenn man an eine 
baldige Fortsetzung des Angriffes hätte denken können. Erkenntnisse 
dieser Art nötigten denn auch, nach dem Abbruch der Offensive eine 
Reihe schwer errungener Punkte zu räumen und die Armeen hinter die 
Posina und hinter die untere Assa zurückzuführen, um dort eine taktisch 
bessere und vor allem kräftesparende Stellung zu beziehen. 
Zähneknirschend, mit schwer verhaltenem Ingrimm, folgte die 
Truppe dieser Weisung der Führung. Sie war am Ende des zweiten 
Kriegsjahres mit ehrlichster Begeisterung zu dem schon durch Gelände 
und Klima außerordentlich schwierigen Kampfe angetreten und hatte 
geleistet, was überhaupt zu leisten war. Söhne aller Völker des großen 
Reiches hatten an den stolzen Erfolgen Anteil, ihnen voran die Deutsch¬ 
österreicher aus den Alpenlanden, mit denen wie immer auch wieder 
Kämpfer aus Deutschböhmen im Streiten und Erdulden wetteiferten. 
Für die monarchische Institution war der Feldzug noch dadurch 
besonders denkwürdig geworden, daß der Erbe des 86jährigen Kaisers 
zum erstenmal ein hohes Kommando vor dem Feinde führte. Mancherlei 
Bedenken waren gegen diese Verfügung laut geworden, nicht zuletzt 
der Hinweis auf die Erbfolge des erst vierjährigen Erzherzogs Otto. 
So sehr die Berufung des Erzherzogs Karl Franz Joseph zum Korps¬ 
kommandanten dem monarchischen Gedanken entsprach, so sehr hatte 
sie, wie schon angedeutet wurde, auch gewisse Nachteile im Ge¬ 
folge. Persönlich war der Erzherzog eifrigst bestrebt, seinen Posten 
in jeder Beziehung vollauf auszufüllen. Er nahm an den Aufgaben der 
Führung stärksten Anteil, setzte sich den Gefahren der Schlacht nicht 
selten weit mehr aus, als es mitunter zu rechtfertigen war, sorgte mit 
heißer Unermüdlichkeit für die Truppe und eroberte durch seine jeder 
Pose entratende Frische und Leutseligkeit ihr Herz im Sturme — wie 
ja auch in seinem eigenen weiteren kurzen und schmerzvollen Leben 
das Andenken an „Vielgereuth—Lafraun" fast alle anderen, freilich 
nur spärlichen glücklichen Erinnerungen überstrahlte. Als der junge 
Kaiser zum erstenmal nach seiner Thronbesteigung, im Jähner 1917, 
wieder die in tiefen Schnee gehüllte Walstatt betrat, da bat ihn der 
Oberbefehlshaber der Südwes;tfront, der kurz zuvor zum Feldmarschall 
ernannte Erzherzog Eugen, im Namen der Armee, er möge das Gro߬ 
kreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens, dessen Großmeister er durch 
die Berufung zum Herrscheramte geworden war, auch zur Erinnerung 
an den Feldzug von Arsiero—Asiago tragen; der Kaiser willigte gerne ein.
	        
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