Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

354 
Die Frühjahrßoffensive 1916 gegen Italien 
nähere Fingerzeige oder gar bestimmte Weisungen zu erteilen. Für die 
rückschauende Betrachtung ist es — namentlich bei einem Vergleiche 
mit dem Durchbruch bei Karfreit, Oktober 1917 — wohl vor allem das 
Asticotai unterhalb von Arsiero, dessen Bedeutung in die Augen springt. 
Hätte das III. Korps gleichzeitig mit dem XX. angegriffen, dann wäre 
es wohl nicht undenkbar gewesen, ähnlich wie bei Karfreit die; Verwir¬ 
rung des Feindes auszunützen und über den Mt. Cimone und den Ort 
Arsiero in einem Zuge in die Ebene nachzustoßen. Ein solches Vorgehen 
wurde, selbst wenn es den Absichten der Armeeführung entsprochen 
hätte, durch das Zurückhalten des III. Korps unmöglich gemacht. 
Aber auch nachdem die italienische Verteidigung vor dem „Eisernen" 
Korps zusammengebrochen war und der Feind regellos auf das Süd¬ 
ufer der unteren Val d'Assa zurückwich, wurde der Versuch umso- 
weniger gewagt, als das Vorgehen des III. Korps dem Gedanken, die 
Hauptkraft gegen die Mitte zusammenzuhalten, nur mehr unvollständig 
Ausdruck lieh. Bei der Truppe selbst hatte es an dem Willen, entschie¬ 
den zuzugreifen, und auch an dem zugehörigen Opfermut nie gefehlt. 
Keinen geringen Anteil an dem verhältnismäßig bedächtigen Han¬ 
deln der oberen Führung hatte eine zu Anfang April vom Heeresgrup- 
penkmdo. erlassene Weisung, nach der jener Führer auf größte An¬ 
erkennung zu rechnen haben werde;, der die ihm übertragene Aufgabe 
mit den geringsten Blutopfern zu erfüllen wisse. So zutreffend der hier 
ausgesprochene Gedanke grundsätzlich sein mochte, so wenig ließ es 
sich vermeiden, daß die allseits weitergegebene Mahnung auf die Unter¬ 
führer manchmal lähmend wirkte. Dies gilt nicht zuletzt für das Korps 
des Erzherzog-Thronfolgers, der in seiner großen Herzensgüte die mög¬ 
lichste Vermeidung von Verlusten geradezu an die Spitze aller Erwä¬ 
gungen gestellt wissen wollte. Es ist solcherart gewiß nicht das Un¬ 
günstigste, was man der Führung nachsagen kann, wenn man die 
auffallend geringen Opfer hervorhebt, die der Feldzug kostete. Bei 
einem Stande von rund 220.000 Mann büßten die Streitkräfte in Tirol 
(3., 11. Armee und Landesverteidigungskmdo.) zwischen dem 15. Mai 
und dem 15. Juni 5000 Mann durch Tod, 23.000 durch Verwundung, 
14.000 durch Krankheit, 2000 durch Gefangennahme ein. Der Verlust 
an Toten stellte sich an 2.3 v. H. des Gesamtstandes. 
Dieses Streben, mit möglichst geringen Blutopfern den Erfolg zu 
erreichen, war sicherlich anerkennenswert; doch ist ihm nicht zum 
geringsten zuzuschreiben, wenn die 28. ID. vor dem Übergang über die 
untere Assaschlucht zögerte, wenn ferner die 3. ID. vor dem vom
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.