Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Abziehen der 61. ID. nach dem Nordosten 
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sten Gesamtlage gewiß die volle Beruhigung geschöpft werden", daß 
im Südwesten alles ohne Übereilung geschehe und, in der festen Hand 
des Heeresgruppenkmdos. liegend, zu weiteren Erfolgen führen werde. 
Die Heeresleitung sei überzeugt, daß die wenig günstigen Ereignisse im 
Nordosten die Führer und Truppen im Südwesten noch zu erhöhten 
Leistungen anspornen werden. Sie gebe „absichtlich keine nähere Orien¬ 
tierung über die Ereignisse auf dem russischen Kriegsschauplätze", um 
den Schwung der Tiroler Offensive nicht zu lähmen. Dieser bemerkens¬ 
werten Aufklärung fügte Obstlt. Schneller aus eigenem bei, er sei der 
Auffassung, daß den nächsten Ereignissen auf dem italienischen Kriegs¬ 
schauplatze für das Ansehen des k. u. k. Heeres und für die nächste 
politische Entwicklung eine ganz ungewöhnliche Bedeutung zukäme. 
Aber bereits am 8. Juni nachmittags mußte GO. Conrad mit Rück¬ 
sicht auf die Lage auf dem russischen Kriegsschauplatze die sofortige 
Absendung der schon in Tirol eintreffenden 61. ID. anordnen. Zugleich 
wies er die 5. und die 10. Armee an, durch Einreihung der Ersätze 
die Truppenkörper eiligst auf vollen Stand zu bringen. Die Rückwir¬ 
kung der Ereignisse in Wolhynien und in Ostgalizien auf den Süd¬ 
westen ließen sich nicht mehr abwenden. Noch hoffte die Heereslei¬ 
tung, eine weitere Schwächung der Heeresgruppe vermeiden zu können. 
Sie beschränkte sich am 9. Juni darauf, kleine Reserven an allen Fron¬ 
ten, so auch bei der Heeresgruppe Erzherzog Eugen bereitstellen zu 
lassen. Allein am 10. abends sah sich Conrad im Einvernehmen mit der 
Deutschen Obersten Heeresleitung und unter ihrem Drucke genötigt, 
die Nordostfront noch weiter zu verstärken. Er befahl, die 48. ID. der¬ 
art an die Bahn zu ziehen, daß sie unmittelbar nach der 61. ID. abrollen 
könne; für die Abgabe schwerer Artillerie würden Anordnungen folgen. 
Mit diesem bedeutungsvollen Befehle ließ er nun den Erzherzog Eugen 
wissen, daß nach der entstandenen Gesamtlage ,,eine Beschränkung der 
Ziele unserer Offensive gegen Italien kaum zu umgehen" sei. Vom Er¬ 
gebnis des zuletzt eingeleiteten Angriffes werde es abhängen, „in wel¬ 
cher Linie der erstrittene Raum dauernd festzuhalten" sei. „In der 
Mitte der Heeresgruppe wären hiefür die den Austritt in die Ebene 
beherrschenden Höhen beiderseits des Asticotales erwünscht." 
So hatte das unheilbringende Auftreten der Russen, trotz allen Sträubens 
der k. u. k. Heeresleitung, dennoch schon am 10. Juni die entscheidende 
Abkehr von den großen Zielen der Offensive gegen Italien erzwungen. 
Die in den nächsten Tagen geführten Angriffe standen im Zeichen dieser 
Wendung. Sie waren nur mehr Ausläufer einer schon abgedämmten Flut.
	        
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