Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Bildung der italienischen 5. Armee 
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tigen Artilleriefeuers schien jeder Widerstand vergeblich zu sein. „Es 
war nun dem Gegner möglich, seine an Zahl und Wirkung überaus 
überlegenen Geschütze gegen die Verteidigung der Hochflächen von 
Asiago zu richten, weshalb man befürchten mußte, daß auch diese Stel¬ 
lungen alsbald verloren gehen würden1)." Also eilte Cadorna am 20. Mai 
nach Udine zurück und berief die Führer der 2. und der 3. Armee zu 
sich. Er legte ihnen dar, daß mit der Möglichkeit eines Einbruches des 
Gegners in die vicentinische Ebene gerechnet werden müsse. Es sei 
daher notwendig, alle Vorkehrungen für einen Rückzug vom Isonzo 
zu überlegen und zunächst mit aller Beschleunigung eine Armee in der 
Ebene gegenüber den Ausgängen der Täler aus den Lessinischen Alpen 
zusammenzuziehen. Nach seinem Dafürhalten könnten die Österreicher 
mit etwa sechs oder acht Divisionen in das Flachland vorbrechen. Dem¬ 
gegenüber müsse die neuzuformierende 5. Armee (S. 152) aus wenigstens 
zehn Divisionen zusammengesetzt sein und derart aufgestellt werden, 
daß sie in jeder Richtung rasch und leicht bewegt werden könne. Mit 
Befehl vom 21. Mai bestimmte die Heeresleitung als deren Versamm¬ 
lungsraum das Dreieck Vicenza—Padua—Citadella und ordnete an, daß 
sogleich vier Brücken über die untere Brenta gebaut werden sollten. 
Den Aufmarsch hatte eine Kavalleriedivision in der Linie Bassano— 
Breganze zu decken (vgl. Beilagen 6 und 16). 
Auf die Frage, warum die Heeresleitung daran dachte, die 5. Armee 
weit zurück in der Ebene zu versammeln, statt die Kräfte zur Unter¬ 
stützung der 1. Armee auf die Hochflächen zu senden, gibt Marschall 
Cadorna selbst Antwort2). Er wendet sich vor allem entschieden gegen 
die ihm von mancher Seite zugesprochene Absicht, daß er den Gegner 
ungehindert in die Ebene herabsteigen lassen wollte, um ihn dort zu 
schlagen. Diese Meinung sei irrig. Seine Überlegungen seien andere ge¬ 
wesen. Die 5. Armee konnte erst am 5. Juni versammelt sein. Hätte 
man die einzelnen Teile, so wie sie ankamen, in die Schlacht geworfen, 
so wäre eine neue Niederlage in den Bergen angesichts der starken 
Überlegenheit der Artillerie des Gegners nicht ausgeschlossen gewesen. 
Diese hätte in der Folge zu einer vollständigen Katastrophe geführt. 
Man durfte nicht alles auf eine Karte setzen. Die 1. Armee hatte Kräfte 
genug, um die Hochflächen zu halten; wurde sie aber geschlagen, so 
blieb nichts anderes übrig, als der Rückzug aller in Ostvenetien stehen¬ 
den Armeen zunächst an den Piave und dann wenigstens an den Bac- 
x) Cadorna, La guerra, I, 215. 
2) Ebenda. I, 219 f. 
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