Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die drei Kriegstheater bis Mitte Mai 1916 
Der Hauptangriff, der nur auf vier Infanteriedivisionen und eine 
Kavalleriedivision traf, scheiterte an der Standhaftigkeit der deutschen 
Truppen, obwohl Gen. Ragosa seine Regimenter bis zum 28. März un¬ 
entwegt bei Tag und oft auch bei Nacht vorgetrieben hatte. Die Anstürme 
erstickten in einem Meer von Blut und Schlamm. Etwa 100.000 Mann 
dürfte den Russen die „Sumpfschlacht am Naroczsee" gekostet haben, 
Nicht besser schnitt die Nordfront unter Kuropatkin ab, die vom 19. bis 
zum 27. zwischen Friedrichstadt und Jakobstadt, dann bei Dünaburg 
vergeblich anstürmte. Desgleichen war einem schon am 4. bei Riga aus¬ 
geführten russischen Überfall nur vorübergehender Raumgewinn be¬ 
schert gewesen1). 
So endete die zugunsten der Franzosen unternommene russische Ent¬ 
lastungsoffensive mit einem vollen Mißerfolge; doch dies hinderte Alexe- 
jew nicht, sich schon kurze Zeit nachher wieder mit Angriffsplänen großen 
Stils zu beschäftigen. Da die Schlacht am Naroczsee, abgesehen von 
der Ungunst des Wetters, an der unzweckmäßigen Angriffsmethode ge¬ 
scheitert war, wurde den russischen Truppen das Angriff s verfahren des 
französischen Generals Nivelle zur Nachahmung empfohlen. Dagegen 
bestärkten die von den Deutschen am Naroczsee errungenen Abwehr¬ 
erfolge die Heeresleitungen der Mittelmächte, das starre Verteidigungs¬ 
verfahren, das sich auch in der Neujahrsschlacht bewährt hatte, bei¬ 
zubehalten. Es wird noch Gelegenheit sein, sowohl auf diese, am Kampf 
um die vorderste Linie festhaltende Abwehrtaktik als auch auf das den 
Franzosen nachgeahmte Annäherungsverfahren näher einzugehen. 
Südlich vom Pripiatj war die Ostfront in der Zeit vom Verklingen 
der Neujahrsschlacht bis tief in den Frühling hinein der Schauplatz von 
Gefechten bloß untergeordneter Bedeutung. Meist spielten sie sich in 
Räumen ab, in denen von früheren Kämpfen her noch eine Spannung 
verblieben war. 
Bei der k. u. k. 7. Armee war es ihr südlichster Eckpfeiler, die Höhe 
Dol±ok (5 km nördlich von Bojan), den ihr die Russen namentlich 
Mitte Februar und Mitte März streitig zu machen versuchten. Weiter 
nördlich davon bildeten die waldige Grenzhöhe Obczyna (2 km östlich 
von Dobronoutz) und die Dniesterschlinge bei Szamuszyn die Schau¬ 
plätze hitziger Vorfeldgefechte. Da bei allen drei genannten Orten die 
Stellungen der beiden Gegner sehr nahe voneinander verliefen, kam 
es vielfach auch zu für uns erfolgreichen Minenkämpfen, wodurch aller¬ 
dings technische Truppen dem Stellungsbau entzogen wurden. 
1) Schwarte, Der deutsche Landkrieg, II, 430 f.; Kühl, Weltkrieg, 1, 425 f.
	        
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