Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die drei Kriegstheater bis Mitte Mai 1916 
halt in der Kaverne wird langsam unmöglich, die Lage furchtbar. Ich 
weiß mir keinen Rat mehr. Im Falle eines feindlichen Angriffes werden 
wir Möglichstes leisten, aber alle Zugangswege sind nahezu unpassier¬ 
bar ..." Diesen abgerissenen Sätzen war die Versicherung beigefügt, die 
Meldung sei nicht im Zustande großer Aufregung verfaßt, sie entspreche 
vielmehr „traurigst den Tatsachen". Eiligst machte sich der Regiments- 
feldkurat Professor Dr. Blumenschein auf, den sichtlich schwer Bedrück¬ 
ten beizustehen. Eine Granate riß ihn unterwegs nieder. In der Nacht 
zum 18. entschied sich das Schicksal der Besatzung. Kurz vor Mitternacht 
entzündete ein elektrischer Funke die gewaltige Mine. „Mit dumpfem 
Schalle spaltete sich der Berggipfel, mächtige Steinblöcke schnellten in 
die Höhe, die Brustwehren stürzten in einer Ausdehnung von 25 Meter 
zusammen und begruben die Verteidiger"1). Unmittelbar darauf über¬ 
schüttete die Artillerie die vorbestimmten Ziele mit Massenfeuer, wäh¬ 
rend die Infanterie sich in Bewegung setzte. Der gesprengte Hauptgipfel 
war bald besetzt, die nordöstliche Kuppe erst nach scharfem Kampfe. Die 
über den Südwesthang vorstoßenden Kompagnien wurden aber durch die 
Kaiserjäger zur Umkehr gezwungen. Als der Morgen anbrach, waren die 
Angreifer noch nicht über die eben genannte, zuerst eroberte Stellung 
hinausgekommen. 170 Gefangene, 4 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer 
und ein Gebirgsgeschütz fielen in ihre Hände; was von den 280 Vertei¬ 
digern darüber zählte, war tot und verschüttet. 
Mehrere Stunden war das Ereignis selbst den nahestehenden Ab¬ 
schnittskommandanten unbekannt geblieben. Indessen stellten sich kleine 
Gruppen, wo sie eben hielten oder sich zusammenfanden, zur Abwehr. So 
blieb der Grat zwischen Col di Lana und Mt. Sief, dank dem Mute und 
der Unerschrockenheit eines Oberjägers und seiner Leute im Besitze der 
Verteidiger. Als sich die Lage nach und nach aufhellte, waren die Führer 
entschlossen, die Stellung wiederzugewinnen. In der kommenden Nacht 
sollte der Gegenangriff erfolgen. Ebenfalls nach Einbruch der Dunkelheit 
wollten aber auch die Italiener ihr Unternehmen gegen den Mt. Sief fort¬ 
setzen und schoben zwei frische Bataillone in die Angriffsgruppe ein. 
Diese kamen gerade zurecht, um dem nach 11h nachts von zwei Kaiser- 
jägerkompagnien begonnenen Gegenangriff entgegenzutreten. Die Kaiser¬ 
jäger drangen in solcher Lage nicht durch; sie lähmten aber den Feind, 
A) Ital. Gstb. W., III, Text, 336. Aus der zahlreichen Literatur über die Kämpfe 
um den Col di Lana seien als besonders bemerkenswert hervorgehoben : P e n g o v, 
Die Kämpfe um den Col di Lana 1915/16. (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1923, 393 ff., 
450 ff.) j Langes, Front in Fels und Eis, 6.
	        
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