Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Der Minenkrieg um den Col di Lana 
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Noch eine Woche verging, ausgefüllt durch belanglose Patrouillen¬ 
gefechte und ablenkende, über die ganze Pustertalfront ausgedehnte Ar¬ 
tilleriegefechte. Dann schritt die italienische 18. ID. an die Ausführung 
des großangelegten, entscheidungsuchenden Angriffes, zur Eroberung des 
Bergstockes Col di Lana—Mt. Sief. Beim Aussprengen von Unterständen 
und Galerien hatte sich den Italienern der Gedanke aufgedrängt, einen 
Minengang unterhalb der öst.-ung. Stellung vorzutreiben. Fast den gan¬ 
zen Winter über wurde an der Ausführung gearbeitet. Anfangs April 
wurde die Arbeit eingestellt, da man den Bau einer Gegenmine wahr¬ 
nahm, die auch tatsächlich am 5. April aufflog, ohne allerdings eine Wir¬ 
kung hervorzurufen. Nach einer Pause wurde die Bohrung wieder auf¬ 
genommen und am 12. April beendet. Zwei Minenkammern nahmen 
5500 kg Nitroglyzerin auf. Die so gelegte gewaltige Mine bildete den 
Schwerpunkt, um den die Angriffsordnung einer Infanteriebrigade gelegt 
wurde. Nach der Sprengung sollten zuerst neun Kompagnien die Berg¬ 
spitze erstürmen und ohne Aufenthalt sogleich gegen den Mt. Sief vor¬ 
stoßen. Starke Artillerie, 84 leichte und 25 schwere Geschütze, hatten vom 
15. April an den Col di Lana und dessen Umgebung unter Zerstörungs¬ 
feuer zu nehmen. 
Beim Verteidiger hatte man schon im Jänner Verdacht geschöpft und 
einen Horchdienst eingerichtet. Die Besorgnisse zerstreuten sich aber 
wieder, da man geneigt war, die zeitweilig verstummenden Bohrgeräuschc 
auf Kavernenbauten zurückzuführen. Mitte März tauchten jedoch die 
Befürchtungen neuerlich auf; sie steigerten sich rasch. Man begann kleine 
Gegenstollen zu bohren, erlangte aber noch keine Gewißheit. So schwankte 
die Meinung und bedrückte jeden Einzelnen, mochte er an die Gefahr 
glauben oder nicht. Die Verteidigung des Col di Lanaabschnittes, der 
auch den Mt. Sief und die Stellung am Südwesthange des Col di Lana, 
die sogenannte Bergsappe und die Rothschanze sowie die Stellung im 
Sattel nördlich des Mt. Sief, in sich schloß, war seit Anfang Februar dem 
2. Bataillon des 2. KJR. anvertraut. Eine Kompagnie, ein Sappeurzug, 
einige Kanoniere und Artilleriebeobachter standen Mitte April auf der 
Spitze des Berges, als die Italiener mit heftigem Geschützfeuer ihre An¬ 
griffsabsicht zu erkennen gaben. Am 16. und 17. trommelte die feind¬ 
liche Artillerie mit ganzer Kraft. Schweres mußte die Besatzung erdulden. 
Die Drahtverbindung war zerstört. Am späten Abend brachte ein Ver¬ 
wundeter eine schriftliche Meldung des Kompagniekommandanten vom 
Col di Lana zurück: „... Die Stellung ist total zerschossen, ... die Sappe, 
die Alarmstiege, der Weg zum Tunnel ein Trümmerhaufen. Der Aufent- 
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