Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die drei Kriegstheater bis Mitte Mai 1916 
stürm am 5. Mai forderte große Opfer1). Nördlich der Presanellaalpen 
unternahmen am 2. Mai Truppen des Rayons II einen Angriff, den 
Castellacio2) in Besitz zu nehmen. Sie drangen aber nicht durch. Am 7. Mai 
wurde der Adamellobereich als selbständiger Rayonsabschnitt dem Obst. 
Seyfried unterstellt. Am 10. nahm der Feind eine günstige Gelegenheit 
wahr, um vom Croton di Lares aus den 1km östlich davon liegenden 
Passo del Diavolo zu besetzen. Dieser Zwischenfall brachte mit sich, daß 
die ohnedies sehr ausgesetzte Besatzung der so tapfer verteidigten Haupt¬ 
pässe nun auch im Rücken gefährdet war, und ließ den Entschluß zu ihrer 
schon in Erwägung gestandenen Rücknahme reifen. Sie erfolgte am 11. Mai 
unbemerkt vom Feinde, der erst drei Tage später die verlassenen Sättel 
erstieg. Mit der Besetzung der weit zurückgebogenen Linie Mt. Carè alto 
—Mt. Covel—Stavel—C. del Tamala—C. delle Ciere—C. delle Rocchette 
—C. Presena, vor der eine Postenkette stehen blieb, darunter eine den 
Italienern sehr lästige Wache auf dem Crozzon di Cavento, fanden die 
Kämpfe im Adamellogebiete ein Ende. Die beiden zuletzt zugeschobenen 
Infanteriebataillone, die durch die Landsturminfanteriebataillone 160 
und 164 ersetzt wurden, konnten alsbald wieder zur 11. Armee zurück¬ 
kehren3). 
Die Eroberung der Adamellogletscher ist, gemessen an der Zahl der 
eingesetzten Truppen, die größte Kampfhandlung, die jemals in der 
Schnee- und Eisregion des Hochgebirges durchgeführt wurde. Das Unter¬ 
nehmen war ein Meisterstück hochtouristischer Massenleistung. Die den 
gleichen Unbilden der Natur ausgesetzte Abwehr zeigte, neben einzelnen 
Mängeln, bewundernswerte Standhaftigkeit. Die Verluste waren auf bei¬ 
den Seiten annähernd gleich4). Wenn die Italiener nach dem Zeugnis des 
Kommandanten der 5. ID., Gen. Cavaciocchi, „die vorgenommenen Ziele 
nicht erreichten"5), so lag der Grund nicht zuletzt in der unüberwind¬ 
lichen Schwierigkeit der Lebenshaltung und Versorgung zahlreicher Men¬ 
schen in der Zone des ewigen Eises. Es trat alsbald Erschöpfung ein, die 
1) E h n 1, Das X. Bataillon des oberösterreichischen Infanterieregimentes Ernst 
Ludwig, Großherzog von Hessen und bei Rhein Nr. 14 (Wien 1932), 46 ff. und 
H o e n, Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen k. u. k. Infanterieregimentes 
Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914—1918 (Salzburg 
1931), 410 ff. 
2) Dieser Gipfel liegt beim Grenzbug, 1 km nördlich der C. Lago scuro. Siehe 
Beilage 13 des Bandes II, in der auch die folgenden Örtlichkeiten zu finden sind. 
3) Vgl. auch Fahrner, Salzburger Landsturm im Hochgebirgskrieg (Salzburg 1924). 
4) Die Verteidiger verloren 68 Tote, 176 Verwundete und 163 Vermißte, die 
Angreifer 62 Tote, 177 Verwundete und 124 Vermißte. 
5) Cavaciocchi, L'impresa dell'Adamello (Turin 1923), 61.
	        
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