Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die drei Kriegstheater bis Mitte Mai 1916 
triebenen Erd- und Luftaufklärung im Frühjahr 1916 gewonnen worden 
war, zeigt, daß auch im Suganaabschnitte drei mehr oder weniger voll¬ 
endete Befestigungszonen bestanden haben. 
Inmitten der Vorkehrungen, die das 1. Armeekmdo. in Voraussicht 
einer öst.-ung. Offensive betrieb, erhielt es den kurzen Drahtbefehl des 
Oberkommandos, „am 11. März werde die Offensive an der Front der 
2. und der 3. Armee wieder aufgenommen, damit der Vorteil, daß der 
Gegner keine Verstärkungen gegen Italien heranführen könne, entspre¬ 
chend ausgenützt und den Alliierten durch Bindung des Gegners beige¬ 
sprungen werde. Die 1. Armee habe gleichzeitig und ähnlich wie im 
Oktober 1915 tatkräftige Unternehmen durchzuführen". Dieser Befehl 
erschien wie ein lauter Weckruf zur Wiederaufnahme der über den Winter 
unterbrochenen Kriegshandlungen. Rasch flüchtete die Sorge wegen einer 
gegnerischen Offensive und mancher kühne Plan trat an ihre Stelle. Das 
V. Korpskmdo. gab sofort die Absicht kund, im Etschtale auf Calliano und 
in der Val Sugana über Caldonazzo bis nach Vattaro vorzustoßen, um mit 
diesem Doppelgriff die ganze gegnerische Verteidigung der Hochflächen 
von Folgaria und Lavarone zu Fall zu bringen. Gemäßigtere Absichten 
hatte der Führer des III. Korps. Er wollte die im Herbst und im Winter 
ergebnislos gebliebenen Angriffe in den Judicarien nicht wieder erneuern, 
sondern diesmal an seinem rechten Flügel, nahe beim Gardasee, eine 
Bresche schlagen. Das rauhe Wetter verhinderte jedoch hier wie dort die 
Ausführung, und auch die 4. Armee, die den gleichen Befehl erhalten 
hatte, und deren linker Flügel den Col di Lana anbohrte, mußte noch in 
winterlicher Ruhe verharren. Indessen schlief die Offensive der 2. und der 
3. Armee — fünfte Isonzoschlacht genannt — wieder ein. 
Am 22. März erhielten die Italiener die ersten zuverlässigen Nach¬ 
richten über die Versammlung starker öst.-ung. Kräfte in Tirol und von 
ihrer Absicht, über die Hochflächen anzugreifen1). Die italienische Heeres¬ 
leitung widerrief jetzt den kurz vorher dem 1. Armeekmdo. gegebenen 
Befehl zur Abgabe von zwei Brigaden, beschleunigte die Überführung der 
Brigade Valtellina von der Isonzo- an die Tiroler Front und wies der 
1. Armee überdies sechs neuerrichtete Infanterieregimenter sowie einige 
schwere Batterien zu. Cadorna, der sich zur Zeit in London befand, 
drahtete dem GLt. Brasati, daß im "Falle eines gegnerischen Angriffes 
die vordersten Truppen in die wohlvorbereitete Hauptverteidigungsstel¬ 
lung zurückzunehmen seien und daselbst hartnäckigster Widerstand ge¬ 
leistet werden müsse. 
*) Cadorna, La guerra, I, 192
	        
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