Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die drei Kriegstheater bis Mitte Mai 1916 
ihm eine vom Nachrichtendienst der Heeresleitung verlautbarte Mit¬ 
teilung, die am 28. Jänner — dieses Datum ist merkenswert — ankün¬ 
digte, Österreich plane im kommenden Frühjahre eine Offensive an der 
ganzen italienischen Front und insbesondere aus Tirol, um von hier aus 
das italienische Isonzoheer in Flanke und Rücken zu treffen und abzu¬ 
schneiden1). 
Der Bericht gab eine erschöpfende Darstellung aller vorhandenen 
und in Bau befindlichen Befestigungen, zeigte die Unzulänglichkeit der 
Kräfte auf und schloß mit der Bitte um Verstärkungen, insbesonders um 
mittlere Artillerie sowie um Bereitstellung von Reserven. Cadorna lehnte 
die Bitte ab. Er gab zu bedenken, daß das unveränderliche Ziel der Krieg¬ 
führung Italiens nach wie vor strengstes Zusammenhalten der Kräfte 
an der Julischen Front erheische und infolgedessen äußerste Beschränkung 
jener vor Tirol fordere. Die Aufgabe der 1. Armee sei geradezu die, 
dank der anerkennenswerten Verkürzung ihrer Front von 380 auf 213 km 
und dem lobenswerten Ausbau ihrer Stellungen Kräfte freizugeben. Die 
Befürchtungen des Armeekmdos., daß im Falle eines österreichischen 
Angriffes die Zeit fehlen könne, um Verstärkungen zuzuführen, teilte der 
Chef des Generalstabes nicht. Er wies vielmehr auf die Erfahrung hin, 
daß gut ausgebaute Stellungen eine sehr viel längere Zeit zu widerstehen 
vermöchten, als die neun bis vierzehn Tage, die nach Meinung des Armee¬ 
kmdos. zur Überführung der gewünschten Reserven etwa notwendig 
wären. Die Abwehr müsse mit allen zu Gebote stehenden Mitteln in der 
ersten Linie erfolgen, weshalb diese vor allem stärkstens zu befestigen 
sei. Unter „erste Linie" werde jedoch nicht die am weitesten vorgetriebene 
Besetzung zu verstehen sein, sondern die über Hauptpfeiler des Gebirges 
gezogene, leichter zu verteidigende vorderste Stellung. Eine Vermehrung 
der Bestückung der weiter zurückliegenden Linien könne nicht erfolgen. 
Dessenungeachtet wären auch diese Stellungen bestens auszubauen. 
Das Armeekmdo. mußte sich mit diesen Mahnungen wohl oder übel 
begnügen. Seiner Sache selbst nicht sicher, wies es die Unterführer aber¬ 
mals an, alle Mittel zum Ausbau der Befestigungen aufzuwenden. Doch 
zu einer tiefergreifenden Maßnahme, wie etwa zur Preisgabe der in 
manchen Frontteilen höchst ungünstig gelegenen ersten Linie entschloß 
es sich nicht. 
Das Befestigungssystem im Räume östlich vom Gardasee bis zum 
Cismon, dem linken Nebenfluß der Brenta, war im allgemeinen durch drei 
hintereinander liegende befestigte Zonen gebildet. Im Abschnitte zwi- 
1) Ital. Gstb. W., III, Dokumente, 383
	        
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