Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die drei Kriegstheater bis Mitte Mai 1916 
Warum der Kampf am Isonzo im März trotz der Ungunst des 
Wetters und bevor noch die Vorbereitungen für die geplante allgemeine 
Offensive beendet waren, wieder aufgenommen wurde, ist aus dem 
Einleitungssatz zum Befehl des italienischen Oberkmdos. zu entnehmen, 
in dem es heißt: „Die allgemeine Lage macht aus Gründen der Bündnis- 
pflicht nötig, mit größter Tatkraft die uns gegenüberstehenden feind¬ 
lichen Kräfte festzuhalten und ihre Verschiebung auf andere Kriegs¬ 
schauplätze zu verhindern1)." 
Cadorna war mit Rücksicht auf die ihm nicht verborgen gebliebene 
bedrohliche Ansammlung starker öst.-ung. Kräfte in Südtirol durchaus 
nicht für ein vorzeitiges Losschlagen an der küstenländischen Front 
eingenommen; aber zwei Gründe hatten seinen Entschluß zum Angriff 
im März wesentlich beeinflußt. Der eine lag in der Notwendigkeit, sich 
durch den Kampf Einblick und Gewißheit über die gar nicht geklärte 
Lage und die Absichten beim Gegner zu verschaffen; der zweite, viel 
schwerer wiegende, war die durch die Ereignisse bei Verdun bedingte 
Aufforderung der französischen Heeresleitung zu einem Entlastungs¬ 
angriff gemäß den noch im Dezember 1915 getroffenen Vereinbarungen 
von Chantilly. 
Einen festen Plan für die Durchführung dieser Entlastungsoffensive 
hatte sich die italienische Heeresleitung nicht zurechtgelegt; auch die Wahl 
der Operationsziele hatte Cadorna seinen Armeeführern mehr oder 
weniger freigestellt. Sie sollten die Ziele auf Grund der im bisherigen 
Stellungskampf erreichten Ergebnisse und nach der Lage in ihren Ab¬ 
schnitten selbst bestimmen, aber sich dabei die Hauptziele aller bisherigen 
Schlachten, die Eroberung von Görz und die Wegnahme von Tolmein, 
vor Augen halten. Bei der Gleichgültigkeit, die anscheinend dieser Ent¬ 
lastungsoffensive entgegengebracht wurde, und bei dem Mangel eines 
leitenden Gedankens zerfiel die Schlacht in eine Reihe unzusammenhän¬ 
gender Teilangriffe, die ohne jedes Ergebnis blieben. Der Zweck, die 
öst.-ung. Truppen an der Isonzofront festzuhalten, wurde nicht erreicht, 
denn gerade als die italienischen Angriffe gipfelten, war auch die Ver¬ 
legung der abzugehenden Divisionen im vollsten Zuge. 
Da das Wetter größere Kampfhandlungen am oberen Isonzo noch 
nicht zuließ, hatte die italienische 3. Armee die Hauptlast des Kampfes 
zu tragen. Der Herzog von Aosta hatte dem starken VI. Korps die 
Eroberung der Podgora als Ziel gesetzt; das XI. Korps hatte im Abschnitt 
Mt. S. Michele—S. Martino anzugreifen und gleichzeitig bei Mainizza einen 
!) Ital. Gstb. W., III, Text 178; Dokumente, 172.
	        
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