Der weiße Tod
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übergehend zurückblieben. Das XV. Korps hatte außerdem seinen rech¬
ten Flügel nach Norden auszudehnen und den bisher von der 44. SchD.
gehaltenen Teil auf dem Krn zu übernehmen. Die Ablösung der 44. SchD.
wurde in der Zeit vom 16. bis 24. März durchgeführt. Ihr Abtransport
erfolgte aus dem Räume von Tarvis—Kronau bis zum Ende des Monates,
jener der 8. GbBrig. aus dem Räume von Aßling bis zum 4. April. Die
Truppen im Abschnitte IV bildeten vom 1. April an die 27. GbBrig.
Die Kampfkraft der 10. Armee war durch die Abgabe der besten
Truppenverbände und zahlreicher Batterien ganz bedeutend vermindert
worden. Sie zählte anfangs April nur mehr 13 aktive Bataillone, sonst
lauter Landsturmtruppen. Dieser Schwächezustand mußte bis zum Zeit¬
punkt des Wirksamwerdens der anderwärts angesetzten Kräfte über¬
wunden werden. Die Kärntner Front war allerdings noch durch die
schwere Zugänglichkeit der tiefverschneiten Berge geschützt, hingegen
konnten die Talstellungen bei Malborgeth, Flitsch und Tolmein stünd¬
lich wieder angegriffen werden.
Der Winter, der der Abwehr in mehrfacher Hinsicht zustatten kam,
forderte aber auch seine Opfer. So hatte die 10. Armee bis Mitte März
durch Lawinenstürze allein 600 Mann an Toten verloren, obwohl alle
Skiabteilungen, Lawinenbereitschaften und die gesamten alpinen Fach¬
leute der Divisionen ständig im Dienste standen und stets sofort bei allen
Rettungsunternehmen zur Stelle waren. Trotz aller vordenkenden Sorge,
trotz der Anwesenheit und Beratung durch zahlreiche bewährte Alpinisten
stand man dieser „weißen Pest", wie sich der bekannte Skimeister und
Alpinist Mathias Zdarsky in einem Briefe von der Front an den Armee¬
generalstabschef ausdrückte, völlig machtlos gegenüber. Selbstverständ¬
lich hatte der Feind mit der gleichen Unbill zu kämpfen.
Auch der Nachschub bis in die Kampfstellungen wurde durch den
Winter sehr erschwert. Wohl bildete die Eröffnung der Gailtalbahn bis
Kötschach-Mauthen im Dezember für den Abschnitt I eine ebenso fühl¬
bare Erleichterung der Versorgung und des Verkehrs, wie der Durch¬
schlag des Tunnels der Winterstraße am Predil für den Abschnitt IV.
Der Vorteil für diesen war um so bedeutungsvoller, als die im Herbst
ausgebaute Straße und die Seilbahn über den Mojstrovkasattel in den
Wintermonaten of t durch viele Wochen durch Lawinen verschüttet waren.
Una als Ende Februar langandauernder Schneefall auch die genannte
Winterstraße unbenützbar machte, sicherte der schon im Herbst für den
Verkehr eingerichtete Raibier Bergwerksstollen allein den Nachschub zu
den Stellungen bei Flitsch.
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