Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Widerspruchsvolle Weisungen an die italienische 1. Armee 
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fangs November 1915 seine nächsten Absichten gemeldet. Er wollte in 
den Judicarien die Sperre von Lardaro angreifen und die Val dei Concei 
gewinnen, im Etschtal das Becken von Rovereto besetzen und dieses 
durch Eroberung der Berggipfel Biaena, Creino und Finocchio sichern, 
schließlich in der Val Sugana gegen die Befestigungen von Levico und 
Panarotta vorstoßen. Diesen Vorstoß empfahl er besonders für den Fall, 
als das bereits eingeleitete Unternehmen zur Besetzung des Cadin joches 
und des Rollepasses in den Fassaneralpen einen günstigen Verlauf nehmen 
sollte. Kaum zwei Wochen später mußte der Armeeführer, GLt. Brusati, 
melden, daß die starken Schneefälle in den Bergen das gegen die Fassaner¬ 
alpen vorbereitete Unternehmen wie auch einen auf den Hochflächen von 
Folgaria und Lavarone geplanten Angriff verbieten. Damit fielen auch 
die übrigen Pläne schon in sich zusammen, bevor beim Armeekmdo. die 
4 allgemeinen Weisungen für den Winter eintrafen. Diesen Weisungen 
gemäß sollte die 1. Armee weiterhin in der Abwehr verharren, ihre 
Stellungen bestens ausbauen, den Gegner in Atem halten, aber nur solche 
örtliche Unternehmen durchführen, die ihr gestatteten, den Zug der vor¬ 
dersten Linie zu verbessern. In seltsamen Widerspruch zu dieser be¬ 
scheidenen Aufgabe wurde die Armee jedoch zugleich aufgemuntert, 
die Linie Borgo—Cadinjoch—Cavalese zu gewinnen, da nach Meinung 
des Oberkommandos in den Fassaneralpen und im Fleimstale nur vier 
gegnerische Bataillone mit etwa zehn Geschützen ständen. Außerstande 
diesem Wunsche zu entsprechen, überließ das Armeekmdo. seinen Unter¬ 
führern freie Wahl in ihrer weiteren Tätigkeit. 
Demzufolge herrschte schon von Ende November an den ganzen 
Winter über und bis ins Frühjahr hinein an der Westfront von Tirol 
winterliche Ruhe. Wohl gab es da und dort zeitweise Artilleriekämpfe; 
doch der Kanonendonner verhallte in den verschneiten Bergen ebenso 
rasch wie das Gewehrgeknatter ausschwärmender Erkundungsabteilungen. 
In den Judicarien versuchte die italienische 6. ID. die Eroberung 
des Mt. Nozzolo und des Mt. Cadria. Nach mehrtägiger kräftiger Be¬ 
schießung der übrigens zum größten Teil nicht mehr armierten Sperr¬ 
werke von Lardaro und der über die vorgenannten Berge gezogenen 
Verteidigungsstellung griffen am 9. Dezember etwa zwei Bataillone den 
der österreichischen Hauptstellung vorgelegten Stützpunkt auf dem 
Mt. Vies umfassend an. Sie erreichten ihr Ziel nicht, erlitten aber starke 
Verluste, Da jedoch die Möglichkeit nahelag, daß die schwache Besatzung 
der Vorstellung abgeschnitten werden könnte, ließ der Abschnittskom¬ 
mandant, Obst. Spiegel, den Mt. Vies in der Nacht auf den 10., unbemerkt
	        
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