Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

130 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis ¿um Frühjahr 1916 
wehrgeknatter zerrissen. Wenn der Morgen graute, kehrten die in ihren 
weißen Schneemänteln fast unsichtbaren Gestalten durch das Hindernis 
wieder zurück. Gar oft brachten sie überwundene Feinde, aber auch 
manch einen Kameraden mit, der seinen Heldenmut mit dem Leben oder 
mit schwerer Verwundung bezahlt hatte. 
Bei Tag unterbrach gewöhnlich nur für kurze Zeit das mit einer ge¬ 
wissen Regelmäßigkeit einsetzende „Störungsfeuer" der einen oder der 
anderen Artillerie die Ruhe. Überstieg es das gewohnte Maß, so antwor¬ 
tete die Gegenseite mit einem schärferen „Vergeltungsfeuer" und nicht 
selten entwickelte sich daraus ein förmliches Artillerieduell. Manchmal 
aber entbrannten auch kleinere oder größere örtliche Gefechte; bald mu߬ 
ten aus Erkundungsgründen Gefangene eingebracht, bald die Lage eines 
ungünstig verlaufenden Stellungsteiles verbessert werden. Zuweilen wur¬ 
den „besondere Unternehmungen mit begrenzten Zielen" auch nur durch¬ 
geführt, um den Angriffsgeist nicht allzusehr verkümmern zu lassen. Sol¬ 
che Anlässe, die dann immer Gelegenheit gaben, planmäßige Artillerie¬ 
wirkung mit einem genau geregelten Verhalten der Infanterie zu verbin¬ 
den, waren gar nicht selten. Nicht immer stand ihr Ergebnis im Einklang 
mit den Opfern, die sie gekostet hatten. 
Schon mußten auch Vorsorgen gegen eine neue Waffe getroffen wer¬ 
den, gegen das Gas. Sie blieben vorerst noch recht primitiv. Wollappen 
oder Werg, später eigens hergerichtete Schutzpäckchen sollten mit einer 
in den Gräben bereitgestellten Kalklösung getränkt, vor Mund und Nase 
gehalten werden und die Atmungsorgane gegen das Gas schützen. Erst 
um die Jahreswende 1915/16 kamen die ersten Gasschutzmasken aus 
Deutschland. Ein besonderer Beobachtungsdienst wurde eingerichtet, und 
der „Gasalarm" mit Glocken und ähnlichen Vorrichtungen sollte die Be¬ 
satzung rechtzeitig warnen, wenn aus den feindlichen Gräben abgebla¬ 
sene Gasschwaden sich vorwälzen würden. Es kam indessen im Bereiche 
öst.-ung. Truppen vorerst nirgends dazu. Obwohl auch bei uns schon Gra¬ 
naten mit einer Füllung aus sogenanntem „T-Stoffe" erzeugt wurden* 
einer Flüssigkeit, die ein Tränen hervorrufendes, übelriechendes Gas ent¬ 
wickelte, widersetzte sich der ritterliche Kaiser Franz Joseph auf das ent¬ 
schiedenste ihrer Verwendung. Noch im Oktober 1915 fand sich auf einem 
über Gaskämpfe erstatteten Berichte die Bemerkung, daß daran bei k. u. k. 
Truppen nicht gedacht werden dürfe. 
Inmitten seiner vielfältigen Arbeit bot der Stellungskrieg den Trup¬ 
pen, namentlich nach Neujahr 1916, doch auch wieder ein zwar beschei¬ 
denes, aber doch beglückt empfundenes Behagen. Wochen des Graben-
	        
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