Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Das Sperrfeuer im Abwehrkampfe 
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sie doch nur zögernd dagegen auf, weil am Ende auch sie in der Be¬ 
hauptung der vordersten Linie die sicherste Gewähr des Erfolges sah. 
Am wenigsten Grund, ihre Kampfweise zu überprüfen, hatte — so 
glaubte man — die Artillerie. In der Tat durfte sie sich außerordent¬ 
lichen Anteil an den bisherigen Erfolgen zuschreiben. Das wohlvor¬ 
bereitete Sperrfeuer hatte sich auch in der Neujahrsschlacht als sehr 
wirksam erwiesen. In einzelnen Fällen war es gelungen, mehr als 
40 Batterien von einer Stelle aus einheitlich zu leiten. Da die Batterien 
sehr weit vorne aufgefahren waren, konnten sie die Reichweite ihrer Ge¬ 
schütze gut zur Geltung bringen und — was so sehr erstrebt wurde — 
überall flankierend wirken. Dabei hatte die Erfahrung etwaige Bedenken 
Lügen gestraft, daß die Batterien auf diese Art allzu leicht den Wechsel¬ 
fällen der jeweiligen Infanterielage ausgesetzt sein könnten. Die in solchen 
Fällen gerade in kritischen Augenblicken unvermeidliche Frage, „aus¬ 
harren oder Geschütze retten", war tatsächlich an die braven Artilleristen 
gar nicht herangetreten. Es war natürlich, daß die in den Neujahrs¬ 
kämpfen bewährten Grundsätze beibehalten und weiter ausgebaut wurden. 
Es sollten noch Monate vergehen, bis die mehr oder minder glück¬ 
liche Lösung aller dieser Fragen neuerlich auf die Probe gestellt wurde. 
Einstweilen gab es auch im Stellungskriege manche Abwechslung. Die schon 
Ende Jänner wieder eintretende Kampfruhe war weder gleichmäßig noch 
andauernd. An manchen Stellen lagen die feindlichen Gräben ganz nahe; 
da ruhte das Geplänkel zwischen Scharfschützen und Handgranatenwer¬ 
fern nie und eine unvorsichtige Wendung des Kopfes aus dem Deckungs¬ 
bereich des Schutzschildes mußte blutig bezahlt werden. Gleichwie an der 
italienischen Front entbrannte an mehreren Stellen der bukowinaisch- 
bessarabischen Front, dann bei Cebrów nordwestlich von Tarnopol der 
ebenso mühsame wie nervenzermürbende Minenkrieg. Wo die Entfernung 
der Linien aber sehr groß war, entwickelte sich bald ein Kampf um die 
Vorherrschaft im „Niemandsland". Hiefür hatten viele Truppenkörper 
schon 1915 eigene „Jagdkommandos" aus besonders geschickten und 
unternehmungslustigen Leuten gebildet. Im zweiten Kriegswinter bestan¬ 
den sie schon fast überall und lieferten bei ihrer ebenso romantischen wie 
gefährlichen Aufgabe manches Scharmützel mit ähnlichen Abteilungen der 
Russen und mit deren Feldwachen. Da wurde dann die Stille der Nächte, 
in denen sonst nur das Schauspiel der von beiden Seiten in farbigen Licht¬ 
bogen aufzischenden Leuchtraketen, sowie der hin und wieder aufblit¬ 
zenden Scheinwerfer Zeugnis einer kampfbereiten Wachsamkeit gab, 
durch ein plötzlich aufflackerndes und ebenso rasch verstummendes Ge- 
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