Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

126 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis zum Frühjahr 1916 
Schneefall die tiefen Gräben, die Unterstände und Schießscharten frei¬ 
zulegen. Setzte Tauwetter ein, so standen trotz aller Vorsorgen für den 
Wasserablauf große Teile der Gräben unter Wasser, Holzbauten, wie 
Schrapnelldächer, Unterstände u. dgl. m., zu Zeiten gefrorenen Bodens 
gebaut, sanken ein und mußten erneuert werden. Kein Wunder, daß 
hinteren Stellungen nur geringere Aufmerksamkeit zugewandt blieb, 
und daß sie mehr angedeutet als wirklich ausgeführt wurden. Da sie 
nicht dauernd instandgehalten werden konnten, verfielen sie nicht selten 
nach kurzer Zeit. 
Dazu kam, daß sowohl örtliche Gelände- und Bodenverhältnisse, 
wie auch verschiedenartige Auffassungen der höheren Befehlsstellen und 
schließlich die unterschiedliche Neigung der Truppen zur Abwehr und 
zur Erdarbeit, eine gleichmäßige Anwendung der Neuerungen an allen 
Teilen der Front ausschlössen. Die Weisungen für den Stellungsbau 
wuchsen an; teilweise widersprachen sie einander. Schon ausgeführte 
Arbeiten mußten wieder zugeschüttet werden. Nach neueren Erfahrun¬ 
gen der Westfront wurde der Ausbau einer „Hundertmeterlinie" ver¬ 
langt. „Niemand verstand wozu"1). Später kam eine „Fünfhundertmeter¬ 
linie" dazu. Obwohl das alles ja nichts anderes bedeutete, als die längst 
in Angriff genommenen zweiten und dritten Linien, gab es doch manches 
Mißverständnis. Mit den Schrapnelldächern blieb es nicht bei der stren¬ 
gen Auffassung der „Anhaltspunkte". Manche Vorteile schienen für sie 
zu sprechen. An vielen Orten war das zwischen Kampf- und Verkehrs¬ 
graben aufgeworfene Erdreich dazu benützt worden, in Form hoher 
Wälle sogenannte „Überbankstellungen", auch „Nacht-" oder „Schnee¬ 
stellungen" genannt, auszubauen. Über ihren Wert gingen die Meinungen 
auseinander; bei Tauwetter begannen die durch viele Gräben zerschnitte¬ 
nen, geschwächten Erdblöcke zu rutschen, was neuerliche Arbeit ver¬ 
ursachte. Die Truppen, die ja auch noch den aufreibenden Sicherungs¬ 
und Patrouillendienst zu besorgen hatten, fanden kaum die spärlichste 
Ruhe, selbst dann nicht, wenn sie an der Front abgelöst wurden und als 
Reserve ins Hintergelände kamen. Denn dort gab es gleichfalls Reserve¬ 
stellungen und Wege anzulegen und instandzuhalten, des nachts außer¬ 
dem Bau- und Hindernismaterial den Stellungskompagnien zuzutragen. 
Schließlich konnte auch auf die mindestens zur Wahrung der Manneszucht 
unentbehrliche Ausbildung nicht ganz verzichtet werden. Zu der womög¬ 
lich noch wichtigeren gründlichen Kampfschulung, besonders für den 
x) Max Pitreich, Die Schlacht bei Okna (Wien 1926), 43.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.