Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Dauerstellung 
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blemen der Verteidigung zu befassen. Feindlichen Gegenangriffen wurde 
entweder in dem hiezu rasch hergerichteten Grabengewirre entgegen¬ 
getreten, das man eben in Besitz genommen hatte, oder man schlug sie 
in der schon geschilderten hin- und herwogenden Form des Bewegungs¬ 
kampfes ab, die kaum eine Möglichkeit zu einem planmäßigeren Abwehr¬ 
verfahren bot. 
Kamen die Operationen vorübergehend zum Stillstand, sei es infolge 
größerer Gegenstöße des Feindes, oder aus anderen Gründen, so ver¬ 
schwanden die Schwarmlinien sofort in der weichen Erde. Längst schon 
war das Graben nicht mehr scheel angesehen, sondern zu einer wohl¬ 
geübten Fertigkeit geworden. Währte der Aufenthalt länger, so lebte 
bald wieder der mehr oder weniger ruhige Stellungskrieg auf, mit 
seiner emsigen Arbeit am Ausbau der Stellungen, dem Geplänkel zwischen 
Patrouillen und Feldwachen, aber auch mit der bescheidenen Wohnlichkeit, 
die rasch entstehende Unterstände und die armseligen Dächer der noch 
stehengebliebenen Dörferreste boten, mit seinen lang entbehrten Möglich¬ 
keiten zur Körperpflege und zu flüchtiger Ruhe. Gar bald gingen solche 
Idyllen zu Ende, wenn ein eigener Angriff oder der Rückzug der Russen 
wieder nach vorne rief. 
Mit dem Ausklingen des Herbstfeldzuges von Rowno vor die Aufgabe 
gestellt, sich für einen neuen Kriegswinter bereitzumachen und nunmehr 
planmäßig eine Dauerstellung zu schaffen1), knüpfte die Truppe zu¬ 
nächst an die bisherige Gewohnheit an. Sie ließ dort, wo sie in den eben 
abflauenden Kämpfen zuletzt gestanden war, möglichst schnell einen 
durchlaufenden Schützengraben erstehen und wandte alle Mühe und 
Sorgfalt darauf an, ihn ebenso für längeren Aufenthalt wie für den 
Kampf einzurichten. Tief in die Erde gegraben, oder — wo Sumpfland 
es gebot — hoch aufgezogen, alle acht bis zehn Meter durch Traversen 
(Schulterwehren) geteilt, schmiegten sich seine Linien an das Gelände. 
Davor wuchs ein Hindernis aus Stacheldraht von Nacht zu Nacht in die 
Breite, nach und nach verstärkt durch selbsttätig entzündbare Hand¬ 
granaten, eingebaute Minenfelder, Stolperdrähte und Fußangeln. Der 
Kampfgraben erhielt wieder seine Schrapnelldächer und Schießscharten. 
An vielen Orten zog sich wenige Schritte dahinter ein zweiter, dem 
Verkehr dienender tiefer Graben hin. Verbindungsgräben liefen im Zick¬ 
zack nach rückwärts. Unterstände, im vordersten Graben oder in seiner 
*) Über die Entwicklung der Feldbefestigung in dieser Phase des Weltkrieges 
vgl. auch die Aufsätze von Obst. Ing. Brosch-Aarenau in den Techn. Mitt., Wien, 
Jhrg. 1920, 112, und Obst. Ing. Schneck in den Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1927, 54.
	        
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