Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

122 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis zum Frühjahr 1916 
erscheinen aber erst im rechten Lichte, wenn man ermißt, daß bei der 
k. u. k. Wehrmacht damals eine Vorbereitung von nur acht Wochen für 
die jungen und alten Rekruten genügen mußte, bevor sie in die hin- und 
herwogenden Kämpfe geworfen wurden. Dabei litt selbst diese kurze 
Ausbildung in der Heimat sehr unter mannigfachen Hemmungen, unter 
denen der Mangel an Gewehren noch immer die größte Rolle spielte. 
Erst knapp vor ihrem Abgehen ins Feld vermochte man die Marschforma¬ 
tionen mit Schußwaffen zu beteilen, und konnte der Soldat noch in aller 
Eile ein paar scharfe Übungsschüsse abgeben. Man hoffte zu einem gün¬ 
stigeren Ergebnis zu gelangen, indem man seit dem Juni 1915 die Ersätze 
nur mehr vier Wochen in der Heimat, vier weitere Wochen aber im Be¬ 
reiche der Armeen, durch ein mehr kriegserfahrenes Personal und auch 
sonst unter besseren Bedingungen schulen ließ. Aber da gingen wieder 
durch Bahntransport und durch Märsche hinter der Front kostbare Tage 
verloren; die Klagen über unzulängliche Ausbildung der Ersätze ver¬ 
stummten nicht, und die rauhe Wirklichkeit wurde dann wohl immer zu 
einem harten Lehrmeister. Erst vom Herbst angefangen wurde der Mann 
drei Monate lang, davon vier Wochen im Etappenraume, unterwiesen, 
bevor er in die Kampftruppe eingereiht werden durfte. 
Der Reiterei kam in all den vielen Schlachten und Gefechten kaum 
je eine Sonderstellung zu. Maschinengewehr, Karabiner und Spaten waren 
ihre vertrauten Hauptwaffen geworden, die sie in einer Schlachtfront mit 
der Infanterie gebrauchte. Es ist eigentlich zu verwundern, daß ihr der 
vier Monate lang über weite Strecken dahinrollende Bewegungskrieg 
keine rechte Gelegenheit brachte, im Sinne der Vorkriegsansichten zu 
wirken. Höchstens für rasche Verschiebungen wurde ihre größere Be¬ 
weglichkeit verwertet. Erst als am Rande der Polesie die russische Front 
entzweigerissen worden war und unsere Armeen sich gegen den süd¬ 
lichen Teil, gegen Rowno, wandten, ergab sich noch einmal die echte 
Reiteraufgabe, die Flanke dieses Angriffes zu schützen. Tatsächlich 
wurden hier nach und nach sieben öst.-ung. Kavalleriedivisionen neben 
einer deutschen gegen starke russische Reiterei eingesetzt1). 
Neue Leitgedanken und Erfahrungen über die Abwehr 
im Stellungskriege 
In einer Zeit, die völlig im Zeichen siegreichen Vormarsches stand, 
gab es natürlich weder Anlaß noch Gelegenheit, sich viel mit den Pro- 
*) C z e g k a, Wandlungen, 10.
	        
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