Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Erwägungen über einen Angriff auf Saloniki 
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fuhrwerk der Bulgaren das Hauptbeförderungsmittel für Schießbedarf, 
Kriegsgerät und Nahrung bildete. So kam man Mitte Februar überein, 
den Angriffsbeginn noch bis zum 15. März hinauszuschieben. Aber auch 
die Ausführung dieser Absicht sollte unterbleiben. 
Am 21. Februar brach vor Verdun der große Sturm los. Dem deut¬ 
schen Generalstab widerstrebte es begreiflicherweise, sich in ein zweites 
Unternehmen auf einem entlegenen Kriegstheater verstricken zu lassen, 
ehe die Entwicklung auf dem französischen Schauplatz einigermaßen 
abzusehen war. Zudem ließen die Meldungen über die Lage bei Saloniki 
nicht verkennen, daß sich der Feind dort häuslich einrichtete und seinen 
Widerstand von Tag zu Tag verstärkte. Drei französische und fünf 
britische Divisionen — die den Mittelmächten zugekommenen Nach¬ 
richten wußten irrtümlicherweise sogar von mehr — standen bereit, die 
letzte Machtstellung der Entente auf dem Balkan entschlossen zu be¬ 
haupten1). Sie konnten, dank der uneingeschränkten Beherrschung der 
See durch die Alliierten, jeden Augenblick verstärkt werden, zumal von 
Ägypten her. Nach allem vermochte gegen diese Streitmacht ein Angreifer 
nur dann aufzukommen, wenn er über mindestens gleich starke und nicht 
erheblich weniger gut ausgerüstete und versorgte Kräfte verfügte. 
Inzwischen hatte aber schon der Verlauf der ersten Kampfwoche 
auf der Walstatt von Verdun deutlich genug dargetan, daß eine einiger¬ 
maßen erfolgreiche Fortführung dieses Unternehmens die Leistungs¬ 
fähigkeit des deutschen Heeres stark genug in Anspruch nehmen werde. 
So sprachen die verschiedensten Gründe dafür, auf den Angriff gegen 
Saloniki bis auf weiteres überhaupt zu verzichten. Man beschloß, sich 
auf möglichst starke Abwehrmaßnahmen an der griechischen Grenze 
zu beschränken. 
Im Gedankenaustausch zwischen Conrad und Falkenhayn scheinen 
die Angriffspläne gegen Saloniki seit Mitte Dezember 1915 keinerlei 
Rolle mehr gespielt zu haben. Dies mag auffallen, wenn man erwägt, 
welch großen Wert noch kurz zuvor der k. u. k. Generalstabschef auf 
die völlige Vertreibung der Alliierten von der Balkanhalbinsel gelegt 
hatte. Wie sein reichsdeutscher Amtskollege war wohl auch er vor allem 
durch andere Ereignisse und Absichten abgelenkt worden: durch den 
Feldzug auf dem Westbalkan, durch die Pläne gegen Italien, durch die 
*) Gallwitz, Meine Führertätigkeit im Weltkrieg 1914/16 (Berlin 1929), 514f. ; 
Jochim, Der Feldzug in Serbien (Schwarte, II, 416ff.) ; Ministère de la guerre, 
Les armées françaises dans la grande guerre (Paris 1923), Vili, Big. 53, weiterhin an¬ 
geführt als „Franz. Gstb. W.". 
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