Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Die Denkschrift des Obstlt. Schneller 
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Daher hielt es die Denkschrift für geboten, vorzuschlagen, daß jener 
ersten Staffel auf den Hauptmarschlinien eine mindestens drei Korps 
starke zweite zu folgen hätte — also eine Maßnahme zu beantragen, die 
dann im Frühjahr 1916 der Kriegshandlung in der Tat ein besonderes 
Gepräge aufdrücken sollte. 
Die „Durchbruchsstaffel", für deren Heranführen vierzehn Tage 
veranschlagt wurden, sollte das Eintreffen der „Marschstaffel" nicht 
abwarten. Eine grobe Berechnung führte zur Annahme, daß vom Beginne 
der Ausladungen bis zum Erreichen der Ebene etwa fünf Wochen ver¬ 
gehen könnten. Nach der Denkschrift wäre mit den Ausladungen wegen 
der dem Gebirge eigenen Wetterverhältnisse spätestens im September 
1915 zu beginnen gewesen, damit im Oktober die Entscheidung in der 
Ebene erkämpft werden könnte. 
Für die auf 5 bis 7 Divisionen zu verstärkende Kärntner Gruppe 
sah die Denkschrift unter Zustimmung Conrads nur einen Nebenangriff 
gegen den oberen Tagliamento vor. Die Isonzoarmee sollte den Feind 
mit möglichst geringen Kräften binden. Die Stärke der ganzen Südwest¬ 
front war auf die Dauer der Kriegshandlung auf 28 bis 32 Divisionen 
veranschlagt. Eine größere Streitkraft aufzubieten, wäre nach der allge¬ 
meinen Lage wohl nur im Falle eines Sonderfriedens mit „einer Gro߬ 
macht" möglich1). 
Habe sich das Teschener Hauptquartier „selbstverständlich" die 
Leitung des Gesamtunternehmens vorzubehalten, so war der Oberbefehl 
über die aus zwei Armeen zu bildende „Heeresgruppe Südtirol" dem 
GO. Erzherzog Eugen zugedacht — dies nicht zuletzt deshalb, weil sich 
die starken deutschen Kräfte, „die namentlich für die Marschstaffel er¬ 
wünscht waren", diesem Kommando reibungsloser unterstellen mochten. 
Neben die Erwähnung der „starken deutschen Kräfte" schrieb 
Conrad: „Das ist das große Fragezeichen!" Und GM. Metzger vermerkte: 
„Kaum erreichbar!" Trotzdem kam Obstlt. Schneller in einer zweiten, 
vom 11. Juli datierten Denkschrift wieder darauf zurück, wie entschei¬ 
dend wichtig die deutsche Mithilfe wäre. Metzgers Randbemerkung 
lautet diesmal: „Mit dieser Unterstützung kann höchstens indirekt auf 
die Art gerechnet werden, daß die Deutschen nicht starke Kräfte von 
R [ußland] gegen F [rankreich] abziehen und uns so die Möglichkeit 
geben, gegen I [talien] ausreichende Kräfte zu wenden." 
!) Conrad, der die Denkschrift am 23. Juni, einen Tag nach der Einnahme von 
Lemberg, durchsah, setzte neben diese Bemerkung die bezeichnenden Worte : „Das ist 
eben die Hauptsache!"
	        
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