Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Herbstschlachten an der italienischen Front 
am 10. und am 11. November, zu gleichzeitigen und allgemeinen An¬ 
griffen. Schon am 12. erlosch der vom II. Korps diesmal vereinzelt,, 
daher aussichtslos geführte Kampf bei Piava, am 13. wurden die An¬ 
griffe bei Görz eingestellt, während auf dem Karst vom 12. bis zum 
15. November sehr starke, aber nicht mehr allgemeine Anstürme im 
Räume des Mt. S. Michele folgten. 
In der letzten Phase der vierten Isonzoschlacht, vom 18. November 
an, hatte Cadorna überhaupt die Leitung der weiteren Kampfhandlungen 
seinen Armeeführern überlassen. Görz, das erste Kriegsziel, das bis 
Mitte November nicht erkämpft werden konnte, wurde nach seinen 
Weisungen zerstört. Die italienische Führung zersplitterte somit die 
starke Überlegenheit ihrer Streitkräfte dadurch, daß sie den Kampf in 
eine Vielheit meist zusammenhangloser, allerdings noch immer recht 
starker Angriffe gegen schmale Frontstücke der öst.-ung. Stellungen auf¬ 
lösen ließ. Die Führung der anfänglich straff und einheitlich geleiteten 
Operationen war den Händen der italienischen Heeresleitung allmählich 
entglitten und mehr auf die Armeeführer übergegangen. Diese ver¬ 
einigten, beschränkteren Zielen zustrebend, alle ihre Bemühungen darauf, 
wenigstens einen örtlichen Erfolg zu erringen. So mußte schließlich die 
Schlacht in einer Reihe von Einzelkämpfen ausmünden, in die, ohne 
Rücksicht auf Verluste, sämtliche noch verfügbaren Truppen hinein¬ 
geworfen wurden; aber auch diese regellosen Angriffe zerschellten an 
der unerschütterlichen Mauer des Verteidigers. 
Durch das Einstellen der Angriffe an den Flügeln während der 
dritten Isonzoschlacht und durch den geänderten Angriffsplan Cadornas 
für die vierte Isonzoschlacht wurden während des größten Teiles der 
Kämpfe etwa zehn Divisionen brachgelegt, die — wenn sich die Füh¬ 
rung schon mit dem Unterbleiben der Angriffe in deren Abschnitten be¬ 
schied — doch immerhin mit Teilen an den entscheidenden Punkten 
hätten eingesetzt werden können. Daß Cadorna auch dieses unterließ, 
hat nicht wenig zum schließlichen Mißlingen der mit hochgespannten 
Hoffnungen begonnenen Herbstoffensive beigetragen. 
So lag die Tragik des italienischen Heeres in seinem ersten Kriegs¬ 
jahr — abgesehen davon, daß es auf einen zu den größten Opfern be¬ 
reiten Gegner getroffen war — zum Großteil wohl darin, daß die höhere 
Führung trotz aller günstigen Voraussetzungen, unter denen Italien in 
den Krieg eingetreten war, aus der für sie gewiß ausnehmend günstigen 
Lage nicht die passenden Folgerungen zu ziehen wußte. Offensichtlich 
hat es Cadorna an dem Ideenreichtum gemangelt, dessen er bedurft
	        
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