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Die Herbstschlachten an der italienischen Front
rannten bei Oslavija vormittags viermal und bis zum Abend noch zwei¬
mal gegen unsere Stellungen an, ohne daß ihnen ein Einbruch gelang. Bei
Pevma fluteten gegen Mittag ein bis zwei Regimenter im vernichtenden
Kreuzfeuer der Artillerie zurück, und eine starke italienische Angriffs¬
gruppe, die nach vierstündiger Beschießung nachmittags südlich vom
Podgoragipfel A 240 vorstürmte, erlag im Nahkampfe den ruhigen,
harten, starknervigen Dalmatinern der Brigade GM. Nöhring. Die Nacht
unterbrach den Kampf; nur auf dem Mt. Sabotino und in der Stadt Görz
fielen von Zeit zu Zeit Granaten schwersten Kalibers ein.
Am 27. November hatte die artilleristische Vorbereitung des italieni¬
schen Angriffes noch vor dem Morgengrauen begonnen. Hunderte von
Feuerschlünden aller Kaliber tobten gegen den Oslavijarücken und die
Podgora. Im ersten Dämmern des Spätherbsttages kam es zum Sturm
gegen die zerschossenen Gräben. Die feindliche Führung hatte zum
letzten Streich auf dem engen Raum zwischen dem Mt. Sabotino und der
Bahn fünf Divisionen bereitgestellt, die durch Regimenter aus dem Räume
von Piava und durch armeeunmittelbare Bersaglieri-Radfahrerbataillone
verstärkt waren. Der Hauptteil dieser Truppenmacht wurde zum Durch¬
stoßen des Brückenkopfes zwischen der Höhe -<>188 und der Kirche von
Oslavija angesetzt. In wiederholten, mit größter Zähigkeit geführten
Angriffen erlitt der immer wieder neue Reserven vortreibende Feind
empfindliche Verluste. Als seine bis 4h nachm. wohl zum sechsten oder
siebenten Male längs der Straße vorgegangenen Sturmsäulen, vom Ab¬
wehrfeuer niedergemäht, zusammenbrachen, stieß der Verteidiger aus
seiner Kampffront vor und eroberte in glänzendem Anlauf den letzten
Rest der am 20. November auf dem Südwesthange der Höhe -<¡>-188 in
Feindeshand gefallenen Gräben, wobei zahlreiche Gefangene eingebracht
wurden. Außer den Bataillonen, die an diesem seit Beginn der Schlacht
erbittertsten und blutigsten Kampf beteiligt waren1), hatte die vortreff¬
lich geleitete Artillerie des XVI. Korps ein besonderes Verdienst an dem
Erfolge des Tages. Der Italiener unterließ wegen der ungeheuren Ver¬
luste einen für die Nacht auf den 28. geplanten Massenangriff; er er¬
setzte seine abgekämpften Truppen (Regimenter von der 4., 9. und
10. ID.) durch frische Kräfte und beschränkte sich naphtsüber auf einen
schwächlichen Vorstoß gegen die fest in unserer Hand befindliche
Höhe -<¡>-188.
Während bei Oslavija schwer gerungen wurde, kam es vor der
Mitte des Brückenkopfes zu keinem Angriff; hingegen mühten sich
i) Es waren dies die Bataillone III/17, III/18, IV/22 und IV/77.