Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Herbstschlachten an der italienischen Front 
bevorstehende Parlamentseröffnung in Rom, mußte die öst.-ung. Führung 
auf weitere große Kraftanstrengungen der Italiener gefaßt sein. Es 
wurde von Stunde zu Stunde fraglicher, ob die Kräfte der 5. Armee dem 
schweren Kampfe dauernd gewachsen sein mochten. Die nach der Mel¬ 
dung vom 11. November verfügbaren Reserven (20.000 Gewehre) ge¬ 
höhten meist Verbänden an, die schon schwer gelitten hatten und nicht 
durchwegs die unbedingte Gewähr boten, in Krisen entscheidend ein¬ 
greifen und ausharren zu können. 
Trotz der Zuversicht, die dennoch aus den Meldungen von der 
Front herauszulesen war, und des verhältnismäßig günstig bezeichneten 
Zustandes der Truppen befürchtete das AOK. in Teschen, daß durch die 
ununterbrochene Fortdauer der Kämpfe, durch die seltene Ablösung der 
vorderen Truppen und durch schlechtes Wetter eine nachhaltige Er¬ 
schöpfung eintreten werde; es beschloß daher, bei fortlaufender Be¬ 
obachtung des Kräftezustandes der 5. Armee und des Verbrauches ihrer 
Reserven, Maßnahmen für die Zuführung von Verstärkungen vor dem 
Eintritt krisenhafter Zustände vorzubereiten. 
Der weitere Fortgang der Schlacht bestimmte das AOK., am 14. No¬ 
vember abermals anzufragen, wie viele Tage hindurch die 5. Armee 
nach den bisherigen Kampferfahrungen mit ihren Kräften die Front 
noch sicher behaupten könne, wenn die italienischen Angriffe nicht nach¬ 
ließen. Das 5. Armeekmdo. vermochte darauf keine eindeutige Antwort 
zu geben, da die Dauer des Ausharrens nicht nur vom Kraftzustand der 
eigenen Truppen abhing, sondern auch von der zahlenmäßigen Über¬ 
legenheit und der täglich sich bessernden Angriffstechnik des Feindes. 
Die 5. Armee hatte vom 18. Oktober bis Mitte November einen Abgang 
von rund 60.000 Streitern zu verzeichnen, hievon entfielen auf das 
VII. Korps allein 31.000 Mann. 
Begreiflicherweise bedrückte es den Armeeführer ganz besonders, 
daß er trotz aller überdachten Möglichkeiten nicht in der Lage war, die 
im entscheidenden Räume auf dem Karst fechtenden Divisionen abzu¬ 
lösen. Auch die Marschformationen konnten nicht vor dem 20. eingesetzt 
werden. Da laut Aussage von Gefangenen die italienischen Angriffe bis 
1. Dezember fortgesetzt werden sollten, könne — urteilte Boroevic — nach 
menschlicher Voraussicht und nach den bisherigen Kampferfahrungen die 
Front nur dann sicher behauptet werden, wenn für die Ablösung der im 
Abschnitte des VII. Korps befindlichen Divisionen außer den vorhan¬ 
denen Reserven eine weitere vollkräftige Division zur Verfügung stünde. 
Für die anderen Abschnitte sei wenig zu besorgen, doch könne man
	        
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