Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Herbstschlachten an der italienischen Front 
Die k.M.k. 5. Armee in Erwartung neuer Angriffe 
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Wenn auch die Wucht der feindlichen Anstürme gegen das Ende 
der dritten Isonzoschlacht merklich nachgelassen hatte, durfte der Ver¬ 
teidiger nach der ganzen Lage doch nur mit einer vorübergehenden 
Unterbrechung der Schlacht rechnen. Auf die baldige Wiederaufnahme 
der italienischen Angriffe wiesen die Ablösungen und starken Truppen¬ 
ansammlungen in und hinter der feindlichen Front hin, an der nirgends 
eine Schwächung der Kräfte festzustellen war. Überdies rollten nach 
Kundschaftsnachrichten auf allen Bahnen Italiens Züge mit Verstärkungen, 
Munition und Kriegsgerät an den Isonzo. Der unausgesetzte nächtliche 
Lärm von Fuhrwerken und Kraftwagen hinter den feindlichen Linien 
deutete unverkennbar auf die Bereitlegung des für die Fortführung des 
Großkampfes benötigten gewaltigen Schießbedarfes hin, was auch von 
den Überläufern bestätigt wurde. 
Von der öst.-ung. Heeresleitung waren jedoch irgendwelche Ver¬ 
stärkungen für die bevorstehenden Kämpfe zunächst nicht zu erwarten. 
Man hielt in Teschen die 5. Armee nach Abschluß der dritten Isonzo- 
schlacht1) trotz der gewaltigen Verluste noch für genügend stark, um 
nach Heranführung etlicher Bataillone aus Tirol und aus Kärnten die 
italienische Sturmflut wenigstens eine Woche lang ohne den Zuschub von 
stärkeren Kräften aufhalten zu können. Die Hauptsorge des Armee¬ 
führers Boroevic galt demnach der Bildung neuer Reserven im ganzen 
Armeebereiche und der Wiederherstellung der gesunkenen Kampfkraft 
seiner Divisionen. Durch Rückverlegung in Rastlager und Erholungs¬ 
unterkünfte, wo den Truppen Ruhe und der bis zur Erschöpfung ent¬ 
behrte Schlaf nebst reichlicher Verpflegung gewährt wurden, hoffte die 
Führung nach dem Einreihen der Ersätze die volle Schlagfertigkeit der 
abgekämpften Verbände bis zum Beginn des erwarteten nächsten An¬ 
griffes wieder zu erreichen. Durch die Aufteilung der Marschformationen 
konnten die Regimenter des am meisten hergenommenen VII. Korps auf 
i) Die Gesamtverluste in der dritten Isonzoschlacht waren bei den öst.-ung. 
Streitkräften trotz der längeren Dauer und größeren Erbitterung der Kämpfe verhält¬ 
nismäßig hinter jenen der zweiten Schlacht zurückgeblieben. Zu erklären war dieser 
günstige Umstand teilweise durch den Fortschritt in der Ausgestaltung des Kampf¬ 
feldes, vornehmlich aber durch die zweckmäßigere Gruppierung der Kräfte sowie 
durch die wohlüberlegte Verwendung der Reserven, wobei man hauptsächlich ein Ver¬ 
mengen der Verbände, soweit es im Großkampfe überhaupt möglich war, verhindert 
hatte; dadurch war Ruhe in der Gefechtsführung erzielt worden.
	        
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