Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Eroberung Serbiens 
Wenn Conrad hier auf die nicht sehr glückliche Verwendung des 
Alpenkorps zu sprechen kommt, so haben ihm die Ereignisse sicherlich 
recht gegeben, so sehr die Ungeduld der DOHL., den Feind beiderseits 
von Orsova so rasch wie möglich von der Donau zurückzutreiben, an sich 
begreiflich war. Falkenhayn zögerte denn auch nicht, seinem österreichi¬ 
schen Kollegen in der Erwiderung vom 31. unumwunden zuzugestehen: 
„Wenn Eure Exzellenz schließlich meinen, das Alpenkorps wäre in Bos¬ 
nien am Platz gewesen, so teile ich diese Ansicht durchaus." In Pleß 
wurde wohl die Verlegung des divisionsstarken Korps von Báziás nach 
Visegrad erwogen; sie hätte jedoch, berechnete man bei der DOHL., 
17 Tage gedauert und wurde daher unterlassen. 
Wären das Alpenkorps und allenfalls noch die 10. GbBrig., die erst 
sehr spät in die Kampffront des XIX. Korps einrückte, von Haus aus 
über das Ende der bosnischen Ostbahn nach Visegrad geleitet worden, 
so hätten diese für den Gebirgskrieg besonders geeigneten und aus¬ 
gerüsteten Heereskörper, die 62. ID. mitreißend, Bedeutendes, ja viel¬ 
leicht sogar Entscheidendes zu vollbringen vermocht. Da zuletzt auch 
der Verlauf der Isonzökämpfe eine Schwächung der Armee Boroevic 
nicht mehr gestattete, sollte die Angriffsrichtung über Visegrad trotz ihrer 
Wichtigkeit auch weiterhin das Stiefkind der Führung bleiben. Die Ver¬ 
nachlässigung beim Aufmarsch ließ sich bei der schlechten Bahnlage und 
den noch ungünstigeren Weg Verhältnissen eben nicht mehr gutmachen. 
Der solcherart dem Gedanken eines Vernichtungssieges nicht voll 
entsprechende Ansatz der Kräfte hatte, darüber kann kaum ein Zweifel 
herrschen, seine letzte Ursache doch in der grundsätzlichen Einstellung 
des deutschen Generalstabschefs zu den Feldzugszielen. Neigte er über¬ 
haupt mehr zu einer „Ermattungs-" als zur „Vernichtungsstrategie" hin, 
so war ihm der Balkan schon gar ein Nebenkriegsschauplatz, auf dem 
man sich mit der Erreichung beschränkter Ziele begnügen konnte. Diese 
Einstellung zu den Grundfragen des Krieges lebte im Unterbewußtsein 
Falkenhayns sicherlich auch dann noch fort, als er — beiläufig seit dem 
6. November — dem von Conrad verfochtenen Doppelziel, mit den Serben 
und der Orientarmee Sarrails abzurechnen, offiziell zustimmte. Dazu 
kamen die zunehmenden Schwierigkeiten dieses „ekelhaften" Feldzuges, 
wie sich Falkenhayn einmal Conrad gegenüber ausdrückte, denen der 
Gedankenflug des öst.-ung. Generalstabschefs in einzelnen Fragen, wie 
der einer unmittelbaren oder mittelbaren Verstärkung der bulgarischen 
2. Armee durch deutsche Truppen der 11. (S. 292 und 312), ja wirklich 
nicht immer Rechnung getragen haben mochte.
	        
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