Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Pläne und Kräfteaufgebot für den Herbst 1915 
sich hinter dem XVII. nach Cholm in Marsch zu setzen. Schon in den 
nächsten Tagen traten aber in den Absichten der Heeresleitung einige 
Änderungen ein. Die 37. HID. sollte bei der 7. Armee die inneröster¬ 
reichische 6. ID. ablösen, die zur Verteidigung ihrer engeren Heimat an 
den Isonzo abgehen sollte. Ebenso wurde die 106. LstlD. für den italieni¬ 
schen Kriegsschauplatz bestimmt. Dafür sollten zwei balkangewohnte, 
besonders ausgerüstete Divisionen, die 57. und die 59., vom Isonzo nach 
Syrmien verschoben werden. Das XVII. Korps wurde mit der 41. HID. 
nach Lublin, mit der 11. ID. nach Rawa Ruska gewiesen; in den zweit¬ 
genannten Raum hatten auch die zwei Divisionen des VI. Korps zu ge¬ 
langen. Alle vier Divisionen waren für den Balkan bestimmt. Das Schick¬ 
sal wollte es jedoch anders. 
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„So wuchs", schreibt Hermann Stegemann1), „der Feldzug, der dem 
Conradschen Gedanken eines Durchbruchs bei Gorlice entsprungen war, 
in den letzten Tagen des August 1915 zu neuer operativer Gestaltung 
und zu wahrhaft tragischer Höhe. Er griff von dem brennenden Brest- 
Litowsk wieder nach den Flügeln aus und brachte alle deutschen und 
öst.-ung. Kräfte in Bewegung. Er erfüllte dié zu unendlicher Weite ge¬ 
streckte kriegerische Bühne von der Mündung der Düna bis zur Quelle 
des Bug mit einer Reihe strategisch verketteter Schlachten, vermied aber 
im letzten Augenblick mit Bedacht die lockende Tiefe des Raumes, in der 
einst Napoleons Stern über dem brennenden Moskau untergegangen war." 
Gleichzeitig schickte sich der Krieg aber auch an, dahin zurück¬ 
zukehren, von wo er ausgegangen war: auf die Balkanhalbinsel. Die Mittel¬ 
mächte hatten auf dem blutigen Schachbrett des Weltringens durch die 
Gewinnung Bulgariens einen neuen, bedeutsamen Zug vorbereitet. Es war 
die große Frage, ob und wie weit es der Entente gelingen werde, einen 
entsprechend wirksamen Gegenzug zu führen. Das Feld, von dem dieser 
ausgehen konnte, war wohl schon offenkundig: Saloniki und das Land 
am unteren Vardar, also griechischer Boden. Deutschland tat alles, die 
Stellung des deutschfreundlichen, an der Neutralität festhaltenden Königs 
Konstantin zu stützen. Aber die Entente hatte sich in Venizelos keinen 
weniger bedeutsamen Bundesgenossen gesichert. Die Sc'hicksalhaftigkeit 
des Raumes, wo einst die berühmte Via Egnatia aus der thessalischen 
Ebene ins Gebirge abschwenkte, begann sich im Hintergrunde alles Welt¬ 
geschehens bereits abzuzeichnen. 
1) Stegemann, Geschichte des Krieges, III (Stuttgart 1919), 363.
	        
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