•1
Der Aufmarsch in Südungarn
191
widersprach dem Buchstaben nach zweifellos den vertragsmäßigen Ab¬
machungen, in denen ausdrücklich die formale Unterstellung Mackensens
unter die k.u. k. Heeresleitung vorgesehen war1). Sie wirft auf die Be¬
ziehungen der beiden Hauptquartiere und ihrer einander schwer mi߬
trauenden Chefs ein charakteristisches Streiflicht.
Am 20. September traf GFM. Mackensen, nachdem er sich auf der
Durchfahrt in Teschen kurz' aufgehalten hatte, in Temesvár ein. Das
Heeresgruppenkmdo. nahm zunächst Einfluß auf den Aufmarsch der
beiden in Südungarn sich versammelnden Armeen. Bei der 3. konnte dieser
nicht nach dem ursprünglichen Plane geschehen, da infolge der Rück¬
schläge auf dem russischen Kriegsschauplatz das k. u. k. VI. und das
XVII. Korps dort festgehalten wurden (S. 107 und 128). Den Ausfall
deckte die deutsche Heeresleitung durch vier Divisionen, von denen drei
(XXII. RKorpsmitder43.RD., 44. RD. und 26. ID.) der 3. Armee zuge¬
wiesen wurden. Die uneingeschränkte Unterordnung erfolgte aber erst
nach Austragung einer Meinungsverschiedenheit, da Mackensen anfänglich
dieses Korps unmittelbar an seine Befehle gebunden wissen wollte. Da
GdK. Tersztyánszky aus soldatischen Gründen gegen Belgrad öst.-ung.
Truppen ansetzen wollte, versammelte er das k. u.k. VIII. Korps (57.
und 59. ID.) bei Semlin, weshalb das XXII. RKorps in den Raum westlich
davon herangeführt wurde. Um die 3. Armee, über deren zahlreiche Land¬
sturmtruppen Obstlt. Hentsch seiner Heeresleitung gemeldet hatte, daß
sie nicht die erforderliche Angriffskraft besäßen, möglichst stark zu
machen, ließ Mackensen das k. u. k. XIX. Korps statt in Nordostbosnien
gleichfalls in Syrmien aufmarschieren, wozu er zu den schon an Ort und
Stelle befindlichen drei Landsturmbrigaden (205., 206. LstlBrig. und Bri¬
gade GM. Schwarz) auch noch — wie es scheint, infolge eines Mißver¬
ständnisses — die 53. ID. von Visegrad heranzog. Der Landeschef von
Bosnien, Gdl. Sarkotic, sah diese Division nur ungern seinen Bereich ver¬
lassen, weil er doch noch mit der Möglichkeit eines Serbeneinfalles rechnete.
Er ging daran, als Ersatz für die abgezogene Division eine neue 62. zu
bilden (S. 158), die aber infolge ihrer Zusammensetzung aus minder
leistungsfähigen Truppen für eine offensive Verwendung in dem sehr
schwierigen, verkarsteten Gebirgsgelände nicht in Frage kommen konnte.
Der Aufmarsch der deutschen 11. Armee vollzog sich reibungslos.
Außer den schon genannten Divisionen traten noch die Kommandos des
IV. R- und des III. Armeekorps sowie die 107. ID., die 6. ID. und die
25. RD. hinzu. Diese Armee zählte somit sieben Divisionen; eine achte
1) Vgl. S. 9, Text und Fußnote 3.