Nachträge zum Zweiten Bande
I
Auf S. 285, 8. bis 10. Zeile von oben, ist ein Telegramm des italieni¬
schen Generalstabschefs Cadorna angeführt, das FM. Conrad aus dem
öst.-ung. Rotbuche (S. 35) in den IV. Band seiner Denkwürdigkeiten
(S. 176) übernommen hat, das aber in dieser Form nicht existiert. Ca¬
dorna hat, wie auch Alberti auf S. 93 seiner Schrift über den „General
Falkenhayn" (in deutscher Sprache, Berlin 1924) mitteilt, auf Conrads
Schreiben vom 1. August 1914 (Aus meiner Dienstzeit, IV, 158) in einem
vom 3. August datierten Schreiben lediglich geantwortet, daß er wegen
der Neutralitätserklärung seiner Regierung nicht in der Lage sei, „in
diesem Augenblicke" auf die von Conrad aufgeworfenen Fragen einzu¬
gehen. Wohl aber hatte am gleichen Tage, an dem die Antwort Cadornas
abging, der öst.-ung. Militärattache, Obst. Graf Szeptycki, mit dem ita¬
lienischen Generalstabschef eine Unterredung, über die er gleich nachher
telegraphisch und schriftlich nach Wien berichtete. Das Telegramm,
dessen Wortlaut im öst.-ung. Rotbuche und damit auch bei Conrad, IV,
176, zum Teile irrtümlich Cadorna zugeschrieben wurde, lautete:
„Antwort auf Brief [Conrads vom 1. August] schriftlich erhalten, enthält Ablehnung
der Forderung wegen Neutralität. Klassen 90, 89, Rest 91 heute einberufen, Zweck leicht
bewaffnete Neutralität. Habe vom Chef des Generalstabes persönliche Versicherung
erhalten, daß, wenn Lovcen und Gleichgewicht im Adriatischen Meere von Österreich-
Ungarn respektiert wird, sich Italien niemals gegen uns wenden wird."
Die schriftliche Meldung Szeptyckis nach Wien hatte den folgenden
Wortlaut:
„Die Einberufung der Jahrgänge 90, 89 und Rest 91 (das ist Kavallerie und Ar¬
tillerie) bezweckt, die Armee in den normalen Stand zu setzen, den die lybische Krank¬
heit [das heißt der Feldzug in Lybien] so stark hergenommen hat. Vorerst hat man
nicht die Absicht, weitere Jahrgänge einzuberufen. Italien betrachtet sich nicht als aus¬
getreten aus dem Dreibund, sondern daß dieser Krieg nicht der Casus foederis ist. Ich
fragte darauf, warum dann eine bewaffnete Neutralität und gegen wen eigentlich die
Bewaffnung gerichtet sei? Wäre sie doch gegen uns gerichtet? Darauf Antwort: ,Dies
unbedingt nicht, da wir niemals die Gelegenheit benützen würden, Österreich-Ungarn
Provinzen zu entreißen im Momente, wo es anderwärts beschäftigt ist. Sollte jedoch
Österreich-Ungarn den Lovcen besetzen oder das Gleichgewicht in der Adria zu unsern
Ungunsten verrücken, dann — aber nur dann — würden wir uns anfragen, warum das