Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug von Brest-Litowsk 
das Unternehmen der Armee Gallwitz wurde, ohne nennenswert Raum 
zu gewinnen, zu einem immer zäheren Ringen. Als aber am 3. August 
Ostrolçka bezwungen wurde, vermochten sich die deutsche 12. Armee 
und der Südflügel der 8. auf dem östlichen Narewufer von Nowogród 
bis südlich von Pultusk auszubreiten. 
Mit dem kraftvollen Vorstoß an den Narew hatte der Oberbefehls¬ 
haber Ost seinen Gedanken der weiter ausgreifenden, entscheidenden 
Aktion über Kowno—Wilna in den Rücken der wankenden Russenfront 
nicht aufgegeben. Um für ein solches Vorgehen wenigstens in einem 
späteren Zeitpunkt freie Bahn zu schaffen1), besonders um ihr in Kur¬ 
land die linke Flanke zu sichern, wohl auch, um die DOHL. durch einen 
Erfolg im entscheidenden Moment mitzureißen, waren bei der 10. Armee 
Vorbereitungen zum Angriff auf Kowno eingeleitet worden. 
Gleichzeitig mit dem Vorstoße der 12. Armee war auch die Njemen- 
armee am 13. Juli zum Angriff geschritten. Trotz ihrer verhältnismäßig 
geringen Kräfte vermochte sie schon im ersten Ansturm die untere 
Windau zu überschreiten. Am 18. Juli hatte sie mit dem linken Flügel 
eine Linie erreicht, die von Hofzumberge über Tukkum und Kandau 
nach Windau führte und knapp an die Rigaer Bucht heranreichte. Zwischen 
dem 15. und 20. Juli dehnte sie ihre Angriffe auch auf Szawle und auf 
den Raum östlich von Rossienie aus, schlug die Russen am 23. bei Szawle 
und drang, von hier und über die Dubissa vorstoßend, am 25. Juli in 
Poswol undPoniewiez ein. Die russische 5. Armee zog sich auf Bausk zurück. 
Als nun gleichzeitig mit diesen Erfolgen im Norden es am Narew 
immer deutlicher wurde, daß der Stoß sich hier in ein „frontales Ab¬ 
ringen zu verlaufen"2) begann, überdies die Räumung des Weichsel¬ 
bogens durch die Russen sich der Vollendung näherte, kam Hindenburg 
auf seinen Antrag zum Vorstoß am unteren Njemen und auf Kowno 
zurück. „Schon war es spät geworden," schreibt hierüber Ludendorff 
in seinen Kriegserinnerungen, „die Wegnahme von Kowno erforderte 
Zeit, und der russische Rückzug in Galizien war bereits weit gediehen. 
Es erschien aber noch möglich, Großes, jedenfalls Größeres zu erreichen, 
als bei der im Gange befindlichen Operation. Diese konnte nicht anders 
enden als mit einem rein frontalen westöstlichen Zurückdrängen des 
Feindes 3)." 
Gdl. Falkenhayn vermochte den verlockenden Plänen des Ober- 
1) Hindenburg, 129. 
2) Ebenda, 128. 
3) Ludendorff, Kriegs erinnerungen, 117.
	        
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