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Der Feldzug von Brest-Litowsk
gewahr wurden, daß der Feind abgezogen sei, traten sie sogleich auf der
ganzen Front zur Verfolgung an und setzten sich bis zum Abend vor der
neuen Russenstellung fest. Für den Angriff auf diese erflossen vom
Heeresgruppenkmdo. keine neuen Weisungen. Die Armeen hatten dem¬
nach im Sinne der allgemeinen Direktiven für die Offensive zu handeln.
Da Mackensen aber von den zwischen Weichsel und Bug zusammen¬
geballten Russen keine Bedrohung seiner Ostflanke mehr besorgte, wies
er das bei der 1. Armee befindliche XXXXI. RKorps und die ll.HKD.
der Bugarmee zu; desgleichen hatte die erst anrückende 103. ID. dorthin
zu folgen. Die dadurch geschwächte 1. Armee hatte dafür den ihr auf¬
getragenen Vorstoß auf Wladimir-Wolynski nicht weiter zu verfolgen.
Das 4. Armeekmdo. setzte in dem Streben, möglichst rasch und in
breiter Front gegen Lublin vorzudringen, für den 20. Juli den Angriff
aller Korps bis an die Linie Prawiedniki—Bel±yce—Wronów—Opole fest.
Mit besonderer Wucht sollte das verstärkte IX. Korps (106. LstlD.,
21. SchD., 4. ID., 41. HID.) entlang der Lubliner Straße vorgehen. Das
durch die 10. ID. verstärkte XVII. Korps hatte gleichzeitig über Chmiel
vorzustoßen, um ehestens die Straße Lublin—Cholm zu erreichen. Dem¬
entsprechend wies das Armeekmdo. auch seine Reserven an: die 2. KD.
hinter das XVII. Korps, die 26. SchD., die 37. HID. und die aus der
1. Brigade und der neuformierten Brigade Obst. Grzesicki unter dem
Kommando des FML. Durski gebildete Polnische Legion in den Raum
westlich der Lubliner Straße. Das zwischen dem IX. und dem XVII. Korps
stehende XIV. hatte gleichfalls „Raum gegen Lublin zu gewinnen,
mindestens aber die Nachbarkorps zu unterstützen". Das VIII. Korps
wurde angewiesen, im engsten Einklänge mit dem X. Korps vorzu¬
gehen und den Höhenrand Opole—Kamien nur durch „minimale Kräfte"
festzuhalten. Außerdem ließ es zur Verbindung mit der Armeeabteilung
Woyrsch ein gemischtes Detachement knapp am Weichselufer, Richtung
Kazimierz, streifen.
Am 20. Juli vormittags schoben sich die Linien der angreifenden
Korps während des Wirkungsschießens der Artillerie näher an die russi¬
sche Stellung heran. Am späten Nachmittag gingen der linke Flügel des
IX. Korps (106.LstID. und 21. SchD.) und das ganze X.Korps gegen
das russische Frontstück Niedrzwica Mala—Borzechów—Skrzyniec vor,
drangen unter stellenweise erbitterten Nahkämpfen auf der ganzen Sturm¬
front in die feindlichen Linien ein und nahmen 6000 Russen gefangen.
Die Truppen östlich der Lubliner Straße standen abends unmittelbar vor
dem Sturme. Vereinzelte Versuche, in die feindliche Front einzubrechen,