Verlegen des Schwergewichts auf die 4. Armee
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räumen die Russen nicht gesonnen waren. Gegenüber den inneren Flügeln
der Korps v. der Marwitz und Kneußl gab der rechte Flügel Brussilows
das westliche Bugufer frei. Vor der Nordfront der 11. Armee zeichneten
sich russische Stellungen auf dem Nordufer des unteren Por ab, die!
den Mündungswinkel der Wolica gegen Grabowiec überquerten und sich
weiterhin über die Huczwa als Brückenkopf von Hrubieszów bis an den
Bug bei Krylow hinzogen.
Mit dem Vordringen der Heeresgruppe Mackensen gegen Norden
wurde der Flankenschutz nach Osten von Tag zu Tag zu einer schwie¬
rigeren Frage. Hatten bisnun die Korps v. der Marwitz und Kneußl
diesem Zwecke gedient, so mußte das zweitgenannte schon durch die
107. ID. der Armeereserve verstärkt werden. Der Zeitpunkt mochte nicht
mehr ferne sein, da die Masse der 11. Armee den Ostschutz der Heeres¬
gruppe zu besorgen hatte, indes für den Nordstoß nur mehr die Truppen
ihres linken Flügels zur Hand waren. Der am 30. abends der 11. Armee
erteilte Befehl des Generalfeldmarschalls kennzeichnete klar die Lage:
„Die 11. Armee setzt am 1. Juli mit dem XXII. RKorps und dem Korps
Emmich noch weiter den Stoß in nördlicher Richtung fort, während der
rechte Flügel zunächst verhält, bis die 2. Armee in der Lage ist, Teile
des Beskidenkorps freizumachen, was voraussichtlich in der Nacht vom
3. zum 4. Juli geschehen wird. Die 4. Armee stößt weitergegenNorden vor."
Somit standen von den sechs in der Front befindlichen Korps nur
mehr zwei für die Fortsetzung der Offensive zur Verfügung; die An¬
griffskraft der Armee drohte zu erlahmen. Lediglich das als Armeere¬
serve bis Dobrosin und Rzyczki gelangte XXXXI. RKorps hatte Mackensen
noch zur Hand, um dem Angriffsflügel neue Schwungkraft zu verleihen.
Naturgemäß ging dadurch die Last des Nordstoßes auf die 4. Armee
über. So wie zu Beginn der nach Norden gerichteten Offensive die 11. Ar¬
mee der 4. den Weg nach Norden aufgeriegelt hatte, so lag es jetzt an
dieser, sowohl das Vorwärtskommen der 11. Armee zu erleichtern als
auch die russische Aufstellung westlich der Weichsel aus den Angeln
zu heben. Hiezu erließ GFM. Mackensen am 30. Juni an die 4. Armee
folgenden Befehl: „Aufgabe der Armee ist es, durch schnelles Vorgehen
mit dem linken Flügel an der Weichsel, mit dem rechten auf Lublin die
feindlichen Stellungen auf dem linken Weichselufer weiter unhaltbar zu
machen und den vor der Front befindlichen Gegner möglichst nach
Norden zu werfen. Der linke Flügel der 11. Armee schließt sich diesem
Vorgehen an, während der rechte gegen den Bug so lange zurückge¬
staffelt bleibt, bis der Einsatz neuer Kräfte die rechte Armeeflanke deckt."
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