Das Problem des Flankenschutzes gegen Osten
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Der Vorstoß an die Ziota Lipa und über
Krasnik und Zamosc
(28. Juni bis 13. Juli)
Hiezu Beilagen 29 und 30
Die Absichten der Heerführer zu Ende Juni
Die Entwicklung, die die Kriegslage im Osten in der letzten Juni¬
woche genommen hatte, der Vorstoß Mackensens über Tomassow und der
Rückzug der Russen hinter die Gnila Lipa, hatte die Generalstabschefs
der Verbündeten, wie sich unter anderem in der am 27. Juni in Teschen
abgehaltenen Besprechung erwies, in der Verfolgung des um den 20.
aufgestellten Feldzugsplanes (S. 497) noch bestärkt: die 4. und die
11. Armee sollten unter dem Oberbefehle des GFM. Mackensen den
Nordstoß zwischen Bug und Weichsel fortführen.
Bei den Beratungen über das Einzelne der Ausführung zeigten sich
wieder die Schwierigkeiten, die sich aus der Gestaltung des Kriegstheaters,
ergaben und die schon das Jahr zuvor, beim öst.-ung. Einleitungsfeldzug,
mannigfach zur Geltung gekommen waren. Neben der Pflicht zur steten
Nährung des Hauptangriffes durch frische Truppen war es wieder
ganz besonders das Problem des Flankenschutzes, das die beiden Gene¬
ralstabschefs sowohl am 28. Juni beschäftigte, als auch später immer
wieder beschäftigen sollte. Falkenhayn schlug von Anbeginn eine stehende
Flankensicherung durch die 7. und die Südarmee vor, wobei die zweit¬
genannte möglichst weit nach Norden zu dehnen war, damit womöglich
auch die 2. Armee für den Hauptstoß herangezogen werden konnte.
Conrad stimmte dem nicht zu. Mochten die Erfahrungen der August¬
schlachten von 1914 auch nicht gerade dafür sprechen, so schwebte dem
k. u. k. Generalstabschef doch eine bewegliche Flankensicherung durch
eine der 11. Armee in der Staffel rechts nachfolgende Kampfgruppe
mit einer ähnlichen Aufgabe vor, wie sie bei Kriegsbeginn der Armee
Brudermann oder gegebenenfalls den Korps Böhm-Ermollis zugedacht war.
Eine endgültige Entscheidung brauchte vorläufig noch nicht ge¬
troffen werden. Zunächst war es dringend geboten, dem Nordstoß
größere Schulterfreiheit zu schaffen, indem man den Flankenschutz
mehr gegen Osten vorschob. Dadurch, daß man den Armeen Linsingen
und Böhm-Ermolli gleichzeitig eine nordöstliche Vorrückungsrichtung
zuwies, trug man unter einem dem Vordringen Mackensens gegen Norden