Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Ungünstige militärische Lage Rußlands 
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ihres Südflügels, das einen baldigen Verlust Ostgaliziens und eine da¬ 
durch bedingte Preisgabe des Weichselvorlandes besorgen ließ, gesellte 
sich die trostlose Verfassung des gesamten Südwestheeres. Mochten auch 
zur Füllung der durch die außergewöhnlich hohen Verluste entstandenen 
Lücken — es fehlten beiden Fronten nahezu 500.000 Mann — ausreichende 
Menschenmassen zur Verfügung stehen, so waren diese Soldaten doch 
nur höchst mangelhaft geschult und bildeten, weil auch bloß dürftig aus¬ 
gerüstet, einen Ersatz fragwürdigen Wertes. Auf die unbehebbare Not 
an Waffen und Schießbedarf ist schon des öfteren hingewiesen worden. 
In seiner Bedrängnis fand Rußland auch wenig Hilfe bei seinen 
Bundesgenossen. Die Westmächte ließen sich nach dem Fehlschlag ihrer 
Entlastungsoffensive zunächst die Aufrüstung ihrer eigenen Heere an¬ 
gelegen sein; Rußland konnte daher erst für den Herbst auf einen Ab¬ 
lenkungsangriff im Westen hoffen. Von Paris mußte Rußland aber auch 
die Mahnung vernehmen, daß das französische Heer nur sehr ungern 
einen zweiten Winter in den Schützengräben verbringen würde1). 
Auch Italien hatte durch sein umständliches und zaghaftes Vorgehen 
dem Zarenheere bisher keine Entlastung gebracht und dessen Hoffnungen 
auf eine solche auf das bitterste enttäuscht. Als Lemberg fiel, stand das 
italienische Heer erst am Vorabend seines ersten Ansturmes gegen die 
Isonzofront. 
Noch weniger Freude erlebte Rußland neuerlich an seinem ser¬ 
bischen Schützling. Statt Österreich-Ungarn anzugreifen, hatten die Serben 
tatsächlich mit der Besitznahme Nordalbaniens begonnen. Unter dem Vor¬ 
geben, sich gegen Rückenbedrohung durch aufständische Arnauten zu 
sichern, waren sie mit Truppen III. Aufgebotes am 8. Juni in Elbasan, 
am 11. in Tirana eingezogen. Am 28. besetzten die Montenegriner Skutari. 
Alles geschah unbekümmert um den russischen Protest. Als nun die Russen 
zur Erleichterung ihrer schwierigen militärischen Lage Serbien für den 
23. Juni neuerlich zu einem Vorstoß nach Syrmien aufforderten, wurden 
sie zunächst auf das Ende dieses Monats vertröstet. Da aber die Serben 
— offenbar im Hinblick auf den Dardanellenangriff der Westmächte — 
von London her vor jeder Übereilung gewarnt wurden, weil sie so sehr 
leicht überlegene gegnerische Kräfte auf sich ziehen konnten, nützten sie 
diese Meinungsverschiedenheit zwischen den verbündeten Großmächten 
zum Verharren in der bisherigen Untätigkeit aus2). 
Ebenso ergebnislos blieben Rußlands Bemühungen um Rumänien. 
!) Das Zaristische Rußland im Weltkriege, 214ff.; Danilow, 510. 
2) Serb. Gstb. W., VIII, 121,125 ff., 139.
	        
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