Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

516 Einleitungskämpfe an der Südwestfront 
hin schon die Offensive gegen Toblach vorgezeichnet war (S. 510), wurde 
am 22. Mai vom italienischen Höchstkmdo. noch angewiesen, sofort nach 
der Kriegserklärung wichtige, jenseits der Grenze liegende Punkte als 
Ausgangsstellung für diesen Angriff in die Hand zu nehmen. Der Führer 
des I. Korps sträubte sich aber gegen eine Überschreitung der Grenze 
und von den durch den Führer des IX. Korps vorgeschlagenen Angriffs¬ 
zielen genehmigte der Kommandant der 4. Armee, Gen. Nava, nur die 
Wegnahme des S. Pellegrinopasses und des Überganges östlich von Va- 
lazza1), die beide weit vor der österreichischen Verteidigungslinie lagen. 
Der Armeekommandant fürchtete offenbar durch die Besitzergreifung 
von Vorpositionen die für die spätere Offensive gebotene Überraschung 
des Gegners unmöglich zu machen; auch wähnte er, die Besetzung mit 
zu schwachen Kräften durchführen zu müssen. Hiedurch verscherzte er 
sich aber die Gunst des Augenblicks, die noch schwach gefügte Dolo¬ 
mitenfront gegen Toblach zu durchstoßen. 
Obwohl die zwei linken Armeen der Italiener am ersten Kriegstage 
den 50.000 Tiroler Landesverteidigern 2) 190.000 Gewehre (ohne Heeres¬ 
reserven) entgegenzustellen hatten, kam es, da sich Freund und Feind 
vorerst auf die Abwehr zu beschränken dachten, zunächst nur zu unter¬ 
geordneten Kampfhandlungen. Aus diesen folgerte das italienische Höchst¬ 
kmdo., daß der Gegner noch nicht imstande oder doch nicht gewillt sei, 
ernsten Widerstand zu leisten. Da Ähnliches sich auch im Küstenlande 
begab, forderte es am 27. Mai alle Armeekommandanten auf, aus der 
Lage Nutzen zu ziehen, den Operationen einen entschiedenen Charakter 
zu geben und sich rasch jener Stellungen zu bemächtigen, die vom Gegner 
nicht ernsthaft verteidigt würden. Cadornas Weisungen schlössen mit der 
Anfeuerung: „Eifer, Offensivgeist und Gewinnung der moralischen Über¬ 
legenheit über den Feind3)." Da der rechte italienische Heeresflügel 
aber sehr bald vor der österreichischen Isonzofront zum Stehen kam, 
war dieser Befehl — wie das italienische Generalstabswerk ausführt — 
nur für die 1. und die 4. Armee anwendbar. Bei der erstgenannten, die 
sich ohnehin schon in mehreren Abschnitten in der Vorbewegung befand, 
wurden die Truppen nun angespornt, rasch die Punkte zu gewinnen, die 
für die dauernde Festhaltung bestimmt waren. 
1) It al. Gstb. W., II, Text, 63. 
2) In diese Zahl sind das deutsche Alpenkorps und einige erst nach Kriegsaus¬ 
bruch eintreffende Marschbataillone nicht eingerechnet. 
3) Ital. Gstb. W., II, Text, 124 5 Tosti, La guerra Italo-Austriaca, 1915—1918 
(Mailand 1927), 62.
	        
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