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Von Gorlice bis Lemberg
einen Beitritt zum Bunde der Mittelmächte entschlossen aufnahm. Auch
der in den Dardanellen bedrängten Türkei war Entlastung geworden,
da die Russen ihre um Odessa versammelten Kräfte nach Galicien ge¬
worfen hatten, statt sie, wie geplant, im Einklang mit den die Darda¬
nellen berennenden Verbündeten am Bosporus zu verwenden.
Zahlreiche Auszeichnungen waren den erfolgreichen Führern der
beiden Heere von ihren Kaisern schon in den letzten Wochen und nun
aufs neue verliehen worden. Gdl. Conrad wurde zum Generalobersten,
GO. Mackensen zum Generalfeldmarschall ernannt. Ein Ausruhen auf den
schwer errungenen Lorbeeren hatte freilich auch der 22. Juni noch keines¬
wegs zu bringen vermocht. Die leisen Friedenshoffnungen, die in Pleß
und in Teschen in den letzten Wochen schüchtern aufgekeimt waren,
blieben noch unerfüllt. Wie der greise Kaiser und König Franz Joseph
in jenen Tagen in einem nachdenklichen Gespräch mit dem zur Bericht¬
erstattung nach Wien berufenen Chef des Generalstabs voraussagte,
zeigte der Russe nicht Miene, das Spiel schon verloren zu geben und
die Allianz zu verlassen. Noch am 22. abends ergingen die Befehle für
die Fortsetzung des Feldzuges, der die Heere der Verbündeten nun über
die mittlere Weichsel und nach Wolhynien führen sollte.