Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Rückzug Brussilows auf den Lemberger Gürtel 
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Zolkiew verloren hatte, und dadurch die Nordflanke der russischen 
Wereszycastellung aufgerissen war, gab es für die 8. Russenarmee nur 
mehr den ungesäumten Rückzug auf die Verschanzungen vor den Toren 
von Lemberg. Am 20. früh ordnete der Großfürst-Generalissimus die Rück¬ 
führung allen entbehrlichen Kriegsgerätes aus der galizischen Haupt¬ 
stadt an. Gleichzeitig befahl er, auch alle Vorbereitungen zum Rückzug 
der galizischen Armeen gegen Norden und Osten zu treffen. Der Gro߬ 
fürst zog damit aus der gespannten Lage die selbstverständlichen Schlu߬ 
folgerungen. Daran konnte es auch nichts ändern, wenn gleichzeitig 
Iwanow das XXIV. Korps am oberen Tanew zu einem Gegenschlag auf¬ 
rief, die schon über Hujce gewichene Gruppe Kaschtalinski wieder an 
die Straße 2olkiew—Rawa Ruska zurückholte, die Divisionen Brussilows 
noch einmal zu äußerstem Widerstand hinter den Erdwällen von Lem¬ 
berg anfeuerte und auch am linken Flügel der Front Letschitzki zur 
Verstärkung seiner Angriffe gegen Pflanzer aufforderte. Der Zweck 
dieser Maßnahmen mochte Kampf um Zeitgewinn gewesen sein; am 
schicksalbestimmten Endergebnis vermochten sie nichts mehr zu änderen. 
Auf Seiten der Verbündeten hatte sich schon in den letzten Tagen 
der Gedanke durchgesetzt, der Eroberung von Lemberg einen Stoß nach 
Norden, zwischen Bug und Weichsel, folgen zu lassen. Hiezu lud, ähn¬ 
lich wie im August 1914, die nach Westen noch weit vorragende russi¬ 
sche Schlachtordnung ein. In diesem Sinne hatte GO. Mackensen schon 
am 19. Juni der k. u. k. Heeresleitung gegenüber die Absicht kundgetan, 
die Straße Lemberg—Rawa Ruska zunächst nicht zu überschreiten, son¬ 
dern das Einschwenken der 11. Armee gegen Norden vorzubereiten, da 
auch der Feind zum größeren Teil schon in dieser Richtung zu weichen 
schien. Teschen gab sein Einverständnis mit dem Beifügen, daß die Lage 
bei 2olkiew und am Nordflügel der 2. Armee dartun werde, ob Teile 
der 11. Armee noch gegen Lemberg einzuschwenken haben würden. Die 
im Laufe dieses Tages errungenen Erfolge bewogen Conrad am 20. vor¬ 
mittags, in Pleß das ungesäumte Auf schwenken der Masse der 11. Ar¬ 
mee vorzuschlagen. Falkenhayn drang ihm gegenüber jedoch mit der 
Auffassung durch, daß man über dieses Manöver erst nach der Gewin¬ 
nung von Lemberg schlüssig werden könne. Demgemäß lauteten die von 
den beiden Generalstabschefs entworfenen Weisungen. Die drei dem 
Oberbefehl des GO. Mackensen unterstellten Armeen, 2., 4. und 11»* 
hatten die Offensive bis zur Einnahme der Hauptstadt fortzuführen. Die 
Gruppe Szurmay hatte sich der 2. Armee anzuschließen, die Südarmee 
über den Dniester „gegen den Raum östlich von Lemberg" vorzustoßen. 
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