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Von Gorlice bis Lemberg
Nicht so sehr in die Augen springend schien das Ergebnis des ersten
Schlachttages bei der 2. Armee zu sein. Den Absichten des Armeeführers
entsprechend hatte vorerst nur der stark gehaltene linke Flügel, das
Beskidenkorps und das k. u. k. IV. Korps, zusammen sieben Divisionen,
den Angriff der 11. Armee mitzumachen. Dem XIX. Korps war im An¬
schluß daran noch die Gewinnung einiger Punkte vor seiner Front auf¬
getragen worden.
Das Beskidenkorps setzte sich am linken Flügel im ersten Ansturm
rasch in den Besitz einer feindlichen Vorstellung; gleich darauf wies es
einen nördlich der Bahn vorbrechenden Gegenangriff ab. Die besonders
stark befestigte Hauptstellung, an die sich die Divisionen in den folgen¬
den Stunden heranarbeiteten, erwies sich aber noch nicht als sturmreif.
In der Gesamtheit konnten die Verbündeten mit den bis zum 13. er¬
rungenen Erfolgen zufrieden sein. Daß der Feind, in der Mitte durch¬
brochen, erst in einer neuen Stellung entschieden Widerstand zu leisten
suchen werde, war anzunehmen. Ob dies bereits in der aus Fliegermel¬
dungen bekannten, nur 15 bis 20 km hinter der durchbrochenen Stellung
ausgebauten Linie Mokrzany Wk.—Krakowiec—Oleszyce geschehen werde
oder erst in der gleichfalls bekannten, zum unmittelbaren Schutz von
Lemberg auf das stärkste befestigten Stellung von Gródek und Ma-
gierów, stand dahin. Jedenfalls mußte der Stoß am 14. auf der ganzen
Linie mit größter Entschiedenheit fortgesetzt werden.
Tatsächlich begannen die Russen schon im Laufe der Nacht sich von
ihren Verfolgern loszulösen. Die am 14. zeitlich früh startenden Flieger
sahen allenthalben lange Kolonnen von Truppen und Troß teilweise in
großer Verwirrung auf dem Rückmärsche; die Russen drängten sich
besonders auf der über Jaworów ostwärts führenden Straße. Große
Trainparks stauten sich bei Magierów und Niemirów. Um den Bahnhof
von Mosciska wüteten mächtige Brände, sichere Anzeichen jedes russi¬
schen Rückzuges. Aber der Feind fand doch schon in der nächsten Stel¬
lung ausreichenden Rückhalt.
Zwischen Mosciska und dem Wk. Bloto griff die Masse der 2. Armee
am Morgen des 14. in kräftiger Verfolgung zu. Es zeigte sich, daß der
linke Flügel der 8. Russenarmee seine Linien gleich in einem Zuge weit
abgesetzt hatte. Erst zu Mittag und am Nachmittag stießen die Verfolger
bei Mokrzany Wk., westlich von Stojance und westlich von Bonów auf
neuen Widerstand.
Um 11h vorm. entwickelte sich das XVIII. Korps zum Angriff auf
Kupnowice Str.—Mokrzany Wk. und auf die Höhen nordwestlich von