Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

452 
Von Gorlice bis Lemberg 
es spätestens am 4. als gescheitert betrachtet werden, und die russische 
Führung stand nun, da auch Przemysl verloren war, sicherlich vor keinen 
leichten Entschlüssen. Danilow*■) bezweifelt, daß Iwanow überhaupt 
noch an die Möglichkeit, Ostgalizien zu halten, geglaubt habe. Der Be¬ 
fehlshaber der Südwestfront schildert am 5. Juni in einem an die Stawka 
gesandten Bericht die Lage seiner Truppen recht düster, doch faßt er 
seine Meinung in die Worte zusammen: „Dennoch glaube ich, wir müssen 
unsere Stellungen mit größter Zähigkeit halten und immer wieder halten, 
um den Gegner zu einem gewaltigen Munitionsaufwand zu zwingen, den 
er auf die Dauer doch nicht ertragen wird. Schon jetzt gelangen Nach¬ 
richten aus der Gefechtsfront zu uns über ein merkliches Abnehmen der 
gegnerischen Geschoß Vorräte ; viele Geschosse explodieren nicht, zum 
Teil stammen sie schon aus dem Jahre 1915, was gleichfalls auf eine 
Erschöpfung der vorhandenen Vorräte hinweist... Diese Tatsache läßt, 
wenn man im Auge behält, daß der Feind seine Erfolge vor allem seinem 
ungeheuren Munitionsaufwande verdankt, die berechtigte Hoffnung zu, 
der Feind werde endlich der Mittel entbehren, deren er zur Erreichung 
seiner Ziele auf dem russischen Kriegstheater bedürfte2)." 
Die Heeresleitung stimmte dieser Auffassung vollkommen zu, und 
Iwanow erließ nach den von der Stawka erteilten Aufträgen am 5. Juni 
seine Weisungen. 
Den je sechs Korps starken Armeen seines rechten Flügels, der 3. 
und der 8., wurde die Behauptung der bisherigen Stellungen von Tarno- 
brzeg an der Weichsel über Zapalów bis zum Dniester südlich von 
Komarno befohlen. Links hatte bis in die Gegend von Ni±niow die 
11. Armee mit vier Korps anzuschließen. Der ebenso starken 9. Armee 
war der untere Dniester bis Chotin zugewiesen, wobei die etwas unklare 
Befehlsgebung allerdings vermuten läßt, daß sich Letschitzkis linker 
Flügel nach Möglichkeit noch vorne am Pruth behaupten sollte 3). Zweifel¬ 
los auf besonderen Wunsch der Stawka zog Iwanow eine Reihe von 
Korps aus der Front zur Bildung von Reserven zurück. Das XXIX. Korps, 
das II. kauk. und das V. kauk. sowie das IV. Kavkorps sollten sich 
bei Lubaczów, das XXIII. Korps bei Lemberg, das XXI. bei Rohatyn 
versammeln. Während die Fronten ihre Stellungen behaupteten, waren 
die Stände aufzufüllen, die Munitionsvorräte zu ergänzen und alle An¬ 
strengungen an die Wiederherstellung der vollen Kampffähigkeit zu setzen. 
1) Danilow, 577. 
2) Boncz-Brujewitsch, II, 259 f. 
3) Zajontschkowskij, 303ff.; Nesnamow, 52ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.