Die allgemeine Lage nach der Einnahme von Przemysl
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schaft mit Abteilungen des SchR. 5 gelang, die Höhe A 474 südlich von
Sadzawka zurückzuerobern. Diese Kämpfe sollten aber für die 7. Armee
nur den Auftakt weiterer schwerer Tage bilden.
Der Vorstoß nach Ostgalizien
(5. bis 22. Juni)
Hiezu Beilagen 22 und 24
Entschluß der Verbündeten zur Offensive gegen
Lemberg
In den Beratungen, die unmittelbar vor dem Eintritt Italiens in
den Krieg zu Teschen und Pleß stattgefunden hatten, waren Conrad
und Falkenhayn übereingekommen, den Feldzug gegen Rußland jeden¬
falls bis an den San und an den Dniester fortzuführen (S. 405) ; erst nach
Gewinnung dieser Flußlinien sollte die Abgabe stärkerer Streitkräfte an
den italienischen Kriegsschauplatz in Frage kommen. Als am 3. Juni
Przemysl gefallen war, hatte die Armee Mackensen den San schon im
Rücken, wogegen der linke Flügel der k. u. k. 4. Armee noch weiter
nördlich abgeblieben und die Mitte eben in den letzten Tagen gegen
Westen und Südwesten zurückgedrückt worden war. Im Dniestergebiet
war die Südarmee mit ihrem linken Flügel und ihrer Mitte wohl an den
Fluß herangekommen. Aber der rechte Flügel Linsingens hing noch
beträchtlich zurück und die k. u. k. 7. Armee stand am Pruth mit ihren
85.000 Feuergewehren eben wieder unter dem erheblich stärkeren Druck
der 130.000 Gewehre, über die Letschitzki verfügte. Nördlich der oberen
Weichsel hielten die Russen im weiteren Vorgelände von Iwangorod und
Warschau in einer für die mittelgalizischen Armeen noch immer nicht
ganz unbedenklichen Flankenstellung.
Die beiden Generalstabschefs hatten sich selbstverständlich schon mit
den aus dieser Lage erwachsenden Möglichkeiten befaßt, ehe sie durch
den Fall von Przemysl völlig ausgereift war. Falkenhayn hat die Ge¬
dankengänge, die ihn in diesen Tagen erfüllten, nach dem Kriege auf¬
gezeichnet1). Für den Entschluß, im Osten den Angriff einzustellen und
sich einem anderen Feinde zuzuwenden, schienen ihm die Vorbedingun¬
gen bei seiner geringen Meinung über die Widerstandsfähigkeit der
Donaumonarchie und ihres Heeres noch keineswegs gegeben zu sein.
!) Falkenhayn, 84 ff. ; Foerster, Graf Schlieff en und der Weltkrieg
(2. Aufl., Berlin 1925), 155f.; Kühl, I, 221ff.