438
Von Gorlice bis Lemberg
das links anschließende TKJR. 2, in eine scharf nach Osten gewandte
Front zurückzuschwenken. Zwei vom VIII. Korps herangeführte Honvéd-
bataillone wurden bei Nowosielki in die Schlacht geworfen. Obgleich
die Russen verhältnismäßig behutsam nachrückten, gewann der herbei¬
geeilte Korpsführer, FML. Roth, doch den Eindruck, daß die Lage bei
der 8. ID. unhaltbar geworden war. Von einer Ermächtigung des Armee¬
führers Gebrauch machend, entschloß er sich, sein Korps in die schon
vorbereitete, taktisch ungleich günstigere Stellung zurückzuführen, die
sich aus dem Räume südlich von Tarnagóra über Je£owe gegen die
Höhen östlich von Stany hinzog. Der Rückmarsch wurde in der Nacht
auf den 3. Juni durchgeführt, ohne daß die Hauptkraft des Korps
durch die Russen wesentlich gestört worden wäre. Selbstverständlich
mußte die 47. RD. im Zusammenhang mit dem Zurückgehen desXIV.Korps
ihren rechten Flügel von Przyzów Kameralny aus zurückbiegen.
Oberhalb von Tarnobrzeg drückte das XV. Russenkorps neuerlich
auf die Gruppe FML. Stöger-Steiner, ohne durchzudringen. Gleiches
galt für die russischen Angriffe auf den rechten Flügel der Armee¬
gruppe Kirchbach.
Mit großer Ungeduld hielt das 4. Armeekmdo. nach der 40. HIBrig*.
Ausschau, deren erste Bataillone am 2. abends in Osiek auf die Wagen
gesetzt wurden; die Masse sollte am anderen Morgen folgen. Den FML.
Králicek verständigte das Armeekmdo., daß er das bei der 106. LstID„
eingesetzte Honvédregiment nach getaner Arbeit sofort wieder heraus¬
ziehen müsse. Der Führer des IX. Korps mußte dem Erzherzog melden,
daß die Truppen einem stärkeren Ansturm des Feindes kaum standzu¬
halten vermöchten. In schwerer Sorge wandte sich Erzherzog Joseph
Ferdinand an den GO. Mackensen mit der Bitte, der 4. Armee die in der
Gegend von Przeworsk eingelangte ll.HKD. zur Stützung des rechten
Armeeflügels zu überlassen. Mackensen stimmte zu, verfehlte aber
nicht, dem Erzherzog sein Befremden über das jähe Zurückweichen des
XIV. Korps bekanntzugeben; der Feind stehe infolgedessen von der großen
Aufmarschbahn Krakau—Jaroslau nur mehr 20 bis 30 km entfernt. Der
Armeekommandant nahm seine alpenländischen Truppen nachdrücklich
in Schutz und tat zugleich den festen Willen aller Führer und Truppen
kund, trotz der großen Frontausdehnung und der „minimalen Feuer¬
gewehrzahl" die Lage zu behaupten.
Im übrigen konnte die schwerste Krise bei der 4. Armee zu dieser
Stunde schon als überwunden gelten. Denn in der zehnten Vormittagsstunde
kam die Freudenbotschaft von der Wiedergewinnung; von Przemysl.