Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Schlachten des Jahres 1914 
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Das Flachbahnfeuer der Feldkanonen hatte den Deckungen nichts anzu¬ 
haben vermocht, das spärliche Steilfeuer der veralteten Haubitzen sie nur 
zu oft gar nicht erreicht. Das Feuer der angreifenden Infanterie aber 
und ihrer Maschinengewehre war, wenn es endlich überhaupt Ziele ge¬ 
funden hatte, an den Erdwällen fast wirkungslos verpufft. So gesellte 
sich nun zu dem Hagel der Granaten und Schrapnells das Prasseln und 
Pfeifen der Kleingewehr- und Maschinengewehrgeschosse, oft aus flan¬ 
kierenden Anlagen, die bis zum letzten Augenblick nicht bemerkt worden 
waren. Ohne Deckung lagen jetzt die Schwarmlinien in diesem ver¬ 
nichtenden Feuer. Suchten sie der qualvollen Lage zu entrinnen, indem 
sie nach vorne durchgingen, um sich auf den Feind zu stürzen, so brachen 
sie nur zu oft in einem unverletzten Drahthindernis oder Astverhau zu¬ 
sammen. Gar bald und immer häufiger begann die Truppe zu graben. 
Zuerst „Schützenmulden", die man im Frieden empfohlen hatte, dann 
ein Loch, das bis zu den Hüften reichte, bis man endlich auf Schulterhöhe 
in die Erde tauchen konnte. Es war Aufgabe nacheilender Reserven, den 
Angriff zu „nähren", ihm neue Impulse zu geben und schließlich zu 
erfolgreichem Ausgang zu bringen. Oft aber kam auch der Rückschlag, 
sei es dadurch, daß die eigenen Linien abzubröckeln begannen, sei es, 
daß der Feind aus irgendeiner Richtung her nach heftigster Artillerie¬ 
beschießung mit zusammengefaßter Kraft selbst zum Gegenangriff schritt, 
dem man nicht mehr standzuhalten vermochte. Wie immer aber die Dinge 
verlaufen waren, sie wiesen ein wesentlich anderes Antlitz auf, als man 
es nach den Lehren der Friedenszeit erwarten durfte. 
Die Folgen dieser Erfahrungen sind im ersten Bande dieses Werkes 
an geeigneter Stelle angedeutet worden1). Sie haben sich vielleicht nie 
mit so erschütternder Deutlichkeit gezeigt als damals, da im Oktober 
1914 am San die besten Regimenter des k. u. k. Heeres trotz infanteristi¬ 
scher Überlegenheit den am Westufer eingenisteten Feind nicht zu werfen 
vermochten! Hier wie bei Krakau und bei Limanowa-tapanów erwies 
es sich, daß die öst.- ung. Infanterie den Angriff noch keineswegs verlernt 
hatte. Aber der innere Glaube an die Erfolgsmöglichkeit hatte doch schon 
schwer gelitten und vergeblich blickte das hart ringende Fußvolk zurück 
nach der Artillerie, die allein in der Lage gewesen wäre, ihr jenen 
Glauben wieder zurückzugeben. 
Der Artillerie ging es in allen diesen Belangen nicht besser als 
der großen Schwesterwaffe. Auch sie hatte in taktischer Beziehung 
mancherlei nachzuholen, was sie in der Friedensschule nicht gelehrt 
i) Bd. 1,449.
	        
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