Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

428 
Von Gorlice bis Lemberg 
Der Ansturm des III. kauk. Korps, das in diesem Räume vorging, 
stieß zuerst gegen das auf den Höhen nördlich von Sieniawa wohlver¬ 
schanzte Jungbunzlauer IR. 36. Wie die später eingeleitete Untersuchung 
ergab, drangen die Russen, ohne ernsten Widerstand überwinden zu 
müssen, in die Gräben des Regiments ein und weit über sie hinaus. Die 
36er fluteten in voller Auflösung über Sieniawa zurück und rissen auch 
ihre gleichfalls größtenteils aus tschechischer Mannschaft bestehenden 
Nachbarabteilungen zur Linken mit. Nicht so rasch gaben sich die Sieben¬ 
bürger zur Rechten besiegt und ein Bataillon der noch in der Nacht her¬ 
beigeholten Korpsreserve stürmte noch auf die von den Tschechen ver¬ 
lassene Slawahöhe vor, konnte aber nur das dort zurückgelassene schwere 
Geschütz unbrauchbar machen. In weiterer Folge scheiterte auch der Ver¬ 
such des IX. Korps, wenigstens südlich von Sieniawa einen die Lubaczówka- 
mündung halbkreisförmig umschließenden Brückenkopf zu halten, an der 
schweren Erschütterung der Truppen. Noch am Abend erteilte dasAr- 
meekmdo. auf Vorschlag des FML. Králicek und mit Zustimmung Macken¬ 
sens den Befehl, die stark mitgenommenen Verbände hinter den San und 
die Lubaczówka zurückzunehmen. Hinter dem erstgenannten Flusse sam¬ 
melten sich die geworfenen Teile der 10. ID., indes die Gruppe Szende 
hinter der unteren Lubaczówka Anschluß an die deutsche 56. ID. fand, 
dort aber in den nächsten Tagen durch deutsche Truppen freigemacht 
wurde. 
Den Angriff des VIII. Korps und damit auch den der Gruppe 
nördlich von der Weichsel hatte der Armeekommandant, Erzherzog 
Joseph Ferdinand, schon am 27. morgens einstellen lassen, da es vor 
allem darauf ankam, Reserven für den schwer bedrohten rechten Armee¬ 
flügel zu gewinnen. Viel war es allerdings nicht, was im ersten Augen¬ 
blick zusammengerafft werden konnte: etwa sieben Infanteriebataillone, 
die 3.KBrig. und einige Schwadronen Divisionskavallerie. Zum Glück 
für die 4. Armee blieb auch das III. kauk. Korps der russischen Ge¬ 
wohnheit treu, nach jedem Erfolg Atem zu schöpfen; es drängte vorerst 
nur bis an den San nach, obgleich es Gen. Lesch durch eine Division 
des X.Korps verstärkt hatte. Entschlosseneres Durchgreifen des Feindes 
hätte bei der ungünstigen Verfassung der Verteidiger unter Umständen 
die Lage der Verbündeten nördlich von Przemysl aufs schwerste ge¬ 
fährden können. 
Der Rückschlag bei Sieniawa hatte denn auch nicht verfehlt, bei den 
höheren Befehlsstellen tiefen Eindruck zu machen. Wie wenige Wochen 
zuvor das IR. 28, wurde das alte, an ehrenvollen Überlieferungen reiche
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.