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Von Gorlice bis Lemberg
In größter Hast wurde das komb. Korps noch am 18. spät abends
vorgetrieben, wobei man nicht einmal das Eintreffen der zweiten Brigade
der 77. RD. abwartete. Die vierundzwanzig Russenbataillone stürzten
sich zwischen Makowisko und Wietlin auf die 1. GID. und das Korps
Arz. Als der Morgen graute, war der Ansturm der Russen als abgeschla¬
gen anzusehen. Allerdings war es dann dem mit der 12. ID. nördlich, mit
der 39. HID. südlich vom Sklo vorgehenden Korps Arz weder am 19.r
noch am 20. vergönnt, den Russen das jetzt noch erheblich stärker be¬
setzte Dorf Wietlin zu entreißen.
Der vom Nordflügel Brussilows gegen das Korps François geführte
Stoß hatte keinen besseren Erfolg zu verzeichnen als der Angriff des
komb. Korps. Vor der ll.bayr. ID. brach der Sturm des XII. Russen¬
korps schon unter dem Abwehrfeuer zusammen. Westlich und nordwest¬
lich von Radymno bedurfte es größerer Anstrengungen, der Russen vom
XXI. Korps Herr zu werden. Zumal bei Tuczçpy wurde den ganzen
19. über heftig gerungen, wobei auch ein von Arz schwer entbehrtes
Honvédregiment südlich vom San gebunden blieb.
Nördlich vom k. u. k. VI. Korps harrte das Gardekorps gegenüber
mehrfachen, freilich ziemlich planlos geführten Vorstößen des Feindes
in seinen Stellungen zwischen Makowisko und Cetula aus. Links von
ihm riß die 56. ID. zwischen dem russischen XXIV. und dem III. kauk.
Korps eine empfindliche Lücke auf, indem sie den rechten Flügel des
erstgenannten Korps am 19. bei Radawa über die Lubaczówka warf
und bis Molodycz zurückdrängte, wo er Front gegen Westen nahm. Da
gleichzeitig auch die 20. ID. bis an die Lubaczówka vorgestoßen war,
und die 19. ID. nördlich der Lubaczówka die von Sieniawa nach Süd¬
osten führende Straße in breiter Front überschritten hatte, wurde die
Lage der Russen hier recht ernst. Dimitriew sah Mackensen schon östlich
vom San in den Rücken Brussilows vorstoßen. Er rief das III. kauk^
Korps an die Waldränder nördlich der Lubaczówka zurück und ent¬
sandte in die Lücke westlich von Molodycz in größter Hast fünf Ka¬
valleriedivisionen, denen auch möglichst rasch Teile der 77. RD. (offen¬
bar zunächst von der zuletzt ausgeladenen Brigade) folgen sollten.
Zugleich erhielt das komb. Korps den Befehl, nur die unbedingt nötigen
Kräfte südlich der Lubaczówka zu belassen, mit allem Verfügbaren aber
in den Raum nördlich des ebengenannten Flusses abzurücken. Dimitriew
bestürmte den Oberbefehlshaber der Südwestfront am Abend des 19.,
er möge die 3. Armee „nun bedingungslos zurücknehmen und so der end¬
gültigen Niederlage und Auflösung entziehen". Die Antwort lautete