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Von Gorlice bis Lemberg
14. abends erst die Gegend von Osiek erreichte, stand für die Erwägun¬
gen des Armeekmdos. zunächst die Sanbezwingung im Vordergrund.
Es befahl dem IX. Korps, zwischen den Mündungen des Wislok und der
Zlota Vorbereitungen für den Flußübergang zu treffen. Bei Gelingen
des Unternehmens sollte das Korps die Gegend von Cieplice gewinnen
und von hier aus gemeinsam mit der von Süden her vorgehenden deut¬
schen 19. ID. die Russen aus dem Bereiche von Sieniawa vertreiben.
Am 15. Mai früh räumte der Feind gegenüber dem k.u.k. IX.Korps
die letzten Stellungen westlich des San. Der Südflügel Králiceks konnte
artilleristisch an den Kämpfen der deutschen 19. ID. mitwirken. Vom
XIV. Korps war an diesem Tage die Division Horsetzky mit der Säube¬
rung einzelner Russennester am diesseitigen Ufer beschäftigt, indes die
Kaiser jäger des FML. Fabini den Ort Rudnik stürmten. Die Hauptwider¬
standslinie des Korps verlief im allgemeinen längs der Waldränder
zwischen Sarzyna und Rudnik, folgte dann weiter der Bahn und schloß
am linken Flügel den OrtWarcholy ein. Bei Rudnik waren zwischen den
beiden Infanteriedivisionen die Schützen der ll.HKD. eingesetzt. Teil¬
weise gab es wieder das vom Dunajec wohlvertraute Schützengrabenleben.
Allerdings stellten sich bei der Spatenarbeit, zumal in der Gegend von
Rudnik, schmerzliche Hindernisse ein; allenthalben stieß man auf halb
verweste Leichen aus den Oktoberkämpfen 1914. Da die Bewohnerschaft
der Gegend politisch verdächtig war, wurde sie verhalten, ihre vielfach
zu Schutt und Ruinen gewordenen Heimatdörfer zu verlassen1).
Das Korps GdK. Kirchbach entwickelte sich gegenüber den Russen¬
stellungen zwischen Nisko und Tarnobrzeg. Die ll.HKD.wurde mit
Ausnahme der Schützen hinter die Front zurückgenommen; die halbe
2. KD. sammelte sich bei Jezowe.
Inzwischen war aber dem k. u. k. 4. Armeekmdo. auf eine Anfrage
hin vom GO. Mackensen mitgeteilt worden, daß ein gleichzeitiger und
einheitlicher Sanübergang nicht beabsichtigt sei. Jedes Korps möge die
Gunst des Augenblickes ausnützen und bei Gelingen des Unternehmens
dem Nachbar helfen. Da eine solch günstige Lage beim weit aus¬
einandergezogenen IX. Korps nicht bestand, befahl der Erzherzog dem
FML. Králicek, von der für den 16. geplanten Flußbezwingung abzu¬
sehen. Der Korpskommandant faßte nun den Entschluß^ über den unter¬
sten Wislok in den Kampf der deutschen 19. ID. einzugreifen. Da kam die
Nachricht von der Absicht der deutschen 20. ID., den San zu überschreiten.
*•) IR. 14, Ein Buch der Erinnerung, 40 f; persönliche Mitteilungen des Gdl.
Horsetîzky.