Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Iwanows Anordnungen für die Armeen der Südwestfront 
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vor allem hervor, daß sich die russische Führung zu dem Entschluß 
durchgerungen hatte, den Südflügel der 4. Armee entgegen verschie¬ 
denen Vorschlägen nicht schon gleich hinter die Weichsel zurückzunehmen, 
sondern in der Linie Opatow—Tarnobrzeg—Rozwadów eine Flanken¬ 
stellung gegenüber den gegen den San vordringenden Streitkräften der 
Mittelmächte beziehen zu lassen. Die Besetzung des San-Weichselwinkels 
sollte neben anderen Truppenteilen das von der Nordwestfront heran¬ 
geführte XV. Korps übernehmen. Eine solche Aufstellung konnte nicht 
bloß der Armee Dimitriew Entlastung bringen, sondern auch als Sprung¬ 
brett für die Wiederaufnahme einer Offensive dienen. 
Von der 3. Armee hatten sich die drei nördlichen Korps, IX., X. 
und III. kauk., zwischen Rozwadów und der Wislokmündung auf dem 
überhöhten Ostufer des San festzusetzen. Die drei südlichen Korps, 
XXIV., XXI. und XII., wurden, nicht zuletzt auf Wunsch der Korps-* 
führer, im Brückenkopf von Jaroslau und weiter bis zum Gürtel von 
Przemysl auf dem Westufer des Flusses belassen. Die Verteidigung von 
Przemysl — und zwar nur als eines Teiles der Feldstellung (S. 363) — 
übertrug Iwanow dem VIII. Korps der 8. Armee, um die zur Schlacke 
ausgebrannte 3. Armee zu entlasten. Die Masse der 8. Armee war an¬ 
gewiesen, sich im Anschluß an Przemysl mit fast gegen Süden gerich¬ 
teter Front auf der Landesschwelle südlich von Mosciska und am 
Dniester nordöstlich von Sambor zu entschiedenem Widerstand einzu¬ 
richten. Der 11. Armee war der Dniester abschnitt von südlich von Ko- 
marno bis Bukaczowce, der 9. jener von da bis über Zaleszczyki hinaus 
und dann die Reichsgrenze zwischen Dniester und Pruth zur Deckung 
überwiesen. Doch hatte Letschitzki diese Aufgabe jedenfalls in möglichst 
weit gegen die Karpathen vorgeschobener Stellung und möglichst an¬ 
griffsweise zu erfüllen, und auch dem Gen. Schtscherbatschew scheint 
.sehr bald eine solche Lösung aufgetragen worden zu sein, wiewohl ihm 
der Befehl vom 13. Mai das Eintreffen unmittelbar südlich vom Dniester 
schon für den 15. vorgeschrieben hatte. 
Diese Weisungen an den linken Heeresflügel waren nicht zuletzt 
von politischen Erwägungen in bezug auf Rumänien diktiert. Allerdings 
legte die Stawka keinen übermäßigen Wert auf eine tätige Mitwirkung 
dieses Landes an der Seite Rußlands, ja sie stand einer solchen sogar 
mit gemischten Gefühlen gegenüber1). Sie war zufrieden, wenn Rumä¬ 
nien in der Neutralität verblieb. Umso mehr betonte der Großfürst- 
Generalissimus in einer Depesche an den französischen Höchstkomman- 
*■) Das zaristische Rußland im Weltkriege, 204.
	        
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