Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Von Gorlice bis Lemberg 
Entschlüsse, die von den beiden Generalstabschefs am 12. Mai nach¬ 
mittags zu Pleß gefaßt und abends von Teschen aus in Befehlsform weiter¬ 
gegeben wurden. Von den in Betracht kommenden Hauptstoßrichtun¬ 
gen: südlich von Przemysl oder über Jaroslau oder über den unteren 
San, entschied man sich für die mittlere als die kürzere. 
Demgemäß lauteten die Befehle, die am 12. abends vom k. u. k. AOK. 
erlassen wurden. Die 11. Armee hatte wieder als Stoßkeil zu wirken^ 
indem sie bei entsprechender Deckung gegen Przemysl den Feind beider¬ 
seits von Jaroslau über den San werfen sollte. Der 4. Armee wurde 
aufgetragen, nördlich der 11. das rechte Sanufer zu gewinnen, dabei 
aber auch weiterhin den Flankenschutz gegen den San-Weichselwinkel 
zu besorgen. Die 3. Armee war mit ihrem Nordflügel gegen die West- 
und Südfront von Przemysl vorzuführen und sollte den Platz womöglich 
im Handstreich nehmen; im Falle dies nicht ging, den gewaltsamen An¬ 
griff vorbereiten. Der rechte Flügel hatte der russischen San Verteidigung 
über Dobromil—Nowe Miasto—Mosciska in die linke Flanke zu fallen. 
Die 2. Armee sollte über Chyrów, Sambor und Horodyszcze gegen Nor¬ 
den aufschwenken und hiebei starke Kräfte hinter dem rechten Flügel 
zu einem etwaigen Eingreifen bei der Südarmee bereitstellen, die, nach 
rechts hinten gestaffelt, mit dem linken Flügel über Drohobycz vorzu¬ 
dringen hatte. Der 7. Armee wurde die Behauptung der von ihr inne¬ 
gehabten Räume vorgezeichnet, endlich den Divisionen nördlich der 
Weichsel die Verfolgung des weichenden Feindes in nordöstlicher und 
östlicher Richtung. Da man den Russen möglichst wenig Zeit zum Atem¬ 
holen gönnen wollte, wurde auch diesmal von einer tiefergreifenden Um¬ 
gruppierung der Streitkräfte abgesehen, die übrigens auch durch die 
Bahnlage in den von den Russen geräumten Landesteilen sehr erschwert 
worden wäre. Nicht zu Unrecht hatte Conrad am 12. Mai bei seinem Be¬ 
suche im deutschen Hauptquartier auf die Ähnlichkeit der augenblick¬ 
lichen Kriegslage mit jener im Oktober 1914 hingewiesen, dabei aber 
auch daran erinnert, daß damals ein Feind in seiner vollsten Machtent¬ 
faltung zu bekämpfen war, indes man es jetzt mit einem stark ausgeblu¬ 
teten und auch in seiner Moral schwer getroffenen Gegner zu tun hatte. 
Auf russischer Seite fanden die in den letzten Tagen gefaßten und 
zum Teil schon in Ausführung befindlichen Entschlüsse in einem Befehle 
ihren Niederschlag, den Gen. Iwanow nach mannigfachem Meinungs¬ 
austausch mit der Stawka und mit den untergeordneten Kommandos 
am 13. Mai erließ, zu einem Zeitpunkte, da die Armee Dimitriew schon 
ihre neuen Stellungen am San erreicht hatte. Aus diesen Weisungen geht
	        
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