Weichen der Front Pflanzers bei Czernelica
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konnte hier kein Feuergewehr entbehrt werden. Wieder wandte sich
Pflanzer-Baltin an Linsingen und ersuchte ihn, die Gefahr durch einen
Entlastungsstoß nördlich vom Mszanatale gegen den Neriedów zu bannen.
Mit eigenen Offensivplänen beschäftigt, versagte jedoch der deutsche Ar¬
meeführer seine Unterstützung. Ljubicic mußte am 10. seine Front zu¬
rücknehmen und wurde tags darauf vom Feinde, dessen Stärke auf dreißig
Bataillone der 37. ID. und der 74. RD.1) geschätzt wurde, heftig be¬
drängt; wenigstens konnten doch die russischen Angriffe im Mszanatale
abgeschlagen werden.
Der Hauptangriff der Russen richtete sich aber gegen Marschall
und Czibulka. In der Nacht zum 10. wurde die Front der 15. ID. bei
Chocimierz eingedrückt; die wackeren Truppen drangen zwar wieder
vor, verloren jedoch abermals die Anhöhen nördlich des Ortes.
Das russische XXXIII. Korps erweiterte am 10. seinen Brückenkopf,
so daß sich Marschall trotz der ihm zugeführten Verstärkungen nur in
der Linie Michalcze—Siemakowce—Olejowa Korolówka bis zur Dniester-
schleife nordöstlich von Obertyn zu behaupten vermochte. Am rechten
Flügel Marschalls befehligte GLt. v. Heydebreck (deutsche 5. KD. und
Obstlt. Békési), am linken FML. Kaiser (halbe 42. HID., halbe 5. HKD.,
8. KD. und sieben Bataillone der Gruppe GM. Eckhardt, bestehend aus
einem Kaiserschützenbataillon, Teilen der 42. HID., drei Landsturm¬
infanteriebataillonen, einem Gendarmeriebataillon und einem kombi¬
nierten Infanteriebataillon der Gruppe Rhemen).
Bei Uscieczko und unterhalb davon konnten alle feindlichen Über¬
gangsversuche vereitelt werden; ihr Gelingen hätte die Stellungen Mar¬
schalls unhaltbar gemacht. Unaufhörlich hämmerte der Russe gegen die
erschöpften Verteidiger los; doch die brave Truppe hielt stand.
Abermals holte die russische Führung zu einem Stoße westlich vom
Brückenkopfe bei Czernelica aus. Am 11. mittags erlag der rechte Flügel
der 15. ID. einem scharfen Angriffe, wodurch auch die Front Marschalls
aus ihren die Übergangsstelle des XXXIII. Russenkorps umklammernden
Stellungen weichen mußte. Die Abwehr vermochte sich erst wieder im
Abschnitte Horodenka—Okno—Obertyn und südlich von Chocimierz zu
festigen. Feindliche Kavallerie ritt gegen Horodenka an, wurde aber als¬
bald durch die in ihre Reihen einschlagenden Artilleriegeschosse zur Um¬
kehr gezwungen.
Ebenso schwer gestalteten sich am 10. und 11. die Kämpfe der Ost¬
gruppe. Als aber hier zwei aus der Gegend von Zaleszczyki herbeige-
1) Auch Teile der russischen 11. und der 32. ID. wurden hier festgestellt.